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Eva Lichtenberger: "Auch Konservative verlassen Stück für Stück ihre Position, so wird das ganze mehrheitsfähig". 

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien/Brüssel - Beim EU-Dauerthema Frauenquoten in den Aufsichtsräten und Frauenquoten im Allgemeinen gibt es laut EU-Politikerinnen Fortschritte zu verzeichnen: "Hier hat ein Wechsel stattgefunden", sagte die Grüne EU-Abgeordnete Eva Lichtenberger am Mittwoch vor JournalistInnen in Brüssel. "Auch Konservative verlassen Stück für Stück ihre Position, so wird das ganze mehrheitsfähig", so Lichtenberger. "Ich bin zufrieden mit der Entwicklung". Ziel der EU sei die Verabschiedung einer Richtlinie, die eine 40-Prozent-Frauenquote in Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen bis zum Jahr 2020 vorsieht, erklärte EU-SPÖ-Abgeordnete Evelyn Regner.

Im Vordergrund stehe hierbei, dass Nachbesetzungen von Gremiums-Mitgliedern durch transparente und objektive Kriterien ausgewählt würden, erklärte Regner. So könne man "Old-Boys-Netzwerken" oder "Freunderlwirtschaft" entgegenwirken. Die Entscheidung über den Weg zum Ziel sowie die Form der Sanktionen bei Inexistenz objektiver Auswahlkriterien seien den EU-Mitgliedsstaaten selbst überlassen. Derzeit läge die Frauenquote bei den österreichischen Aufsichtsräten bei 11,6 Prozent, der europäische Durchschnitt belaufe sich auf 13,5 Prozent.

"Beinharte" die Maßnahme

In Ländern, die Maßnahmen zur Erreichung von Frauenquoten bereits umgesetzt haben, zeigten sich bereits Erfolge: So etwa in Norwegen, das "beinhart" die Maßnahme der Unternehmensliquidierung bei Nicht-Erreichung des Ziels nach "ein paar Jahren Übergangszeit" angedroht habe. Keines der Unternehmen sei liquidiert worden, alle hätten es geschafft, so Regner. Sogar im Aufsichtsrat eines Fußball-Clubs befänden sich nun Frauen. Zu einer anderen Form der Sanktion habe etwa Italien gegriffen: Unter Androhung einer Geldstrafe von 30 Millionen Euro gehe es auch dort "bergauf". Den Unternehmen täte die Zielsetzung von objektiven Kriterien generell "gut", da durch das "Aufbrechen von alten Strukturen" nun auch qualifiziertere Männer in den Aufsichtsräten sitzen würden, kehrte Regner hervor.

Die EU mische sich in diese Thematik aufgrund der im EU-Recht festgelegten Gleichbehandlung ein, erklärte die Parlamentarierin. Bisher habe man auf die Freiwilligkeit der Unternehmen gebaut, aber das "bringt nichts", sagte sie. Jahrzehnte hätten Unternehmen Zeit gehabt die Frauenquoten anzuheben, die bisherigen Aufforderungen und Resolutionen seien kaum umgesetzt worden. "Freiwillig ist nichts passiert", betonte sie. "Die EU darf immer nur dann was machen, wenn die Nationalstaaten das nicht auf die Reihe kriegen", erklärte sie. Deshalb mische sich die EU jetzt ein. Laut Regner liege es auch im Interesse der EU-Justizkommissarin Viviane Reding die EU-Richtlinie zu verabschieden - möglichst noch in dieser Legislaturperiode, also vor den Europawahlen am 25. Mai 2014.

In höheren Positionen genereller Aufholbedarf

Reding-Sprecherin Mina Andreeva erklärte, dass in höheren Positionen genereller Aufholbedarf hinsichtlich einer Frauenquote herrsche. Auf Management-Ebene gebe es immer noch kaum Frauen. Laut Andreeva rechtfertigen Unternehmen diesen Umstand häufig mit dem Argument, dass sie keine qualifizierten Frauen finden könnten. Aufgrund eines mittlerweile existenten Online-Netzwerks, in dem sich derzeit über 8.000 Profile hochqualifizierter Frauen finden ließen, könnten UnternehmerInnen dieses Argument nicht mehr anwenden. Sogenannte Head-Hunter hätten nun eine große Auswahl an Frauen mit Management-Erfahrung, erklärte Andreeva. (APA, 20.6.2013)