Wien/Wals/Madrid - Die Alpine Holding GmbH, zu der die seit Mitte dieser Woche insolvente Alpine Bau GmbH gehört, hat insgesamt drei Anleihen im Gesamtvolumen von 290 Millionen Euro breit gestreut auf dem Kapitalmarkt platziert. Diese sollten zwischen 2015 und 2017 auslaufen, sind aber seit Mittwoch vom Börsenhandel ausgesetzt. "Wir sind der Ansicht, dass die Anleihebesitzer sehr schlechte Karten haben", sagte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger am Donnerstag.

Risikobehaftet

Der Interessenverband für Anleger (IVA) erhalte zahlreiche Anfragen von Bondholdern. Es bringe nichts, zu irgendwelchen Anwälten zu gehen und zu versuchen, "dem schlechten Geld gutes nachzuwerfen", ist Rasinger überzeugt.

Der IVA-Vertreter sieht wenig Chancen für die Bond-Käufer, diverse Finanzdienstleister auf Beratungsfehler hin zu klagen. Das geht nur, wenn ein Produkt als "sichere Anlage fast wie ein Sparbuch" angeboten wurde. "Damit rechne ich nicht", so Rasinger. Eine Baufirma beinhalte nun einmal ein gewisses unternehmerisches Risiko. "Ich glaube, dass das vor Gericht nicht einklagbar ist."

Und - anders als etwa die heftig umstrittenen MEL-Papiere, sei die Alpine-Anleihe nicht so aggressiv verkauft worden. Die Möglichkeit eines Schadenersatzes stuft Rasinger jedenfalls als "sehr schwierig" ein.

Beispiel Maculan

Er rät den Anleihezeichnern abzuwarten, wie eine mögliche Auffanggesellschaft aussieht. Erst danach könne man "fordern, über eine Kulanzlösung nachzudenken". Bei der letzten großen Bauinsolvenz - jener von Maculan, die im Jahr 1996 mit Passiva in Höhe von rund 800 Millionen Euro pleiteging, gab es auch eine Wandelschuldverschreibung. Die Gläubiger bekamen damals letztlich zehn Prozent.

Selbst wenn für die Gläubiger eine Quote herausschaue, sei nicht gesagt, ob genügend Geld in der Holding verbleibt, wenn es zu einer Zerschlagung kommt. Die Insolvenz eröffnet wurde über die Alpine Bau GmbH, die Anleihen begeben hat die übergeordnete Alpine Holding GmbH.

Umstrittene 2012er-Anleihe

Die erste Unternehmensanleihe mit fünfjähriger Laufzeit und einem Volumen von 100 Millionen Euro und einer 5,25-prozentigen Verzinsung hatte die Alpine im Frühjahr 2010 aufgelegt. Die zweite im Volumen von letztlich 90 Millionen Euro (vor der Überzeichnung geplant waren ursprünglich 75 Millionen Euro) folgte 2011. Die dritte im Volumen von 100 Millionen Euro und einer Verzinsung von sechs Prozent kam erst im Mai 2012 auf den Markt, als es der Alpine - wie wenig später deutlich wurde - wirtschaftlich wohl bereits sehr schlecht ging.

Denn bereits im Oktober 2012 war die Alpine in akuten Liquiditätsschwierigkeiten. Es drohten plötzlich Bilanzberichtigungen bis zu 400 Millionen Euro. Die Risikohinweise im Kapitalmarktprospekt zur dritten Anleihe gelten aber als sehr allgemein gehalten. Das damalige Management - mittlerweile gab es zwei neue Chefs - könnte die wahre wirtschaftliche Lage des Konzerns zum Zeitpunkt der letzten Emission verschleiert haben. (APA, 20.6.2013)