Wien - Wegen der Pleite des österreichischen Baukonzerns Alpine legt der Konkurrent Porr seine geplante Anleihe-Emission auf Eis. "Wir haben unsere Anleihe-Pläne auf unbestimmte Zeit verschoben", sagte Porr-Chef Karl-Heinz Strauss am Donnerstag zu Reuters. "Das derzeitige Börsenumfeld ist nicht so gut wie erwartet, wir hätten keinen für uns interessanten Zinssatz erzielen können." Porr benötige das Geld "nicht aktuell". Der Baukonzern wollte sich Anfang Juli bis zu 150 Mio. Euro am Kapitalmarkt beschaffen. 2012 war eine mit 6,25 Prozent verzinste Anleihe über 50 Mio. Euro begeben worden.

Pleite birgt Chancen

Alpine war nach gescheiterten Verhandlungen mit den Gläubigern pleitegegangen, auch die deutsche Tochter musste im Zuge des größten Unternehmenszusammenbruchs der Alpenrepublik in der Nachkriegsgeschichte Insolvenz anmelden. Porr will sich nun die Filetstücke des Wettbewerbers sichern: "Die Pleite von Alpine bietet neben Risiken auch Chancen", sagte Strauss. "Wir verhandeln über eine Auffanglösung und könnten 3.000 bis 4.000 Mitarbeiter in Österreich übernehmen." Am Auslandsgeschäft von Alpine - etwa in Deutschland mit Großaufträgen für Stuttgart 21 - bestehe aber "kein Interesse". Dort steckten "zu viele Altlasten".

Die Kartellbehörden nähmen die Übernahme von Aufträgen und Mitarbeitern voraussichtlich unter die Lupe: "Das Thema könnte aber beherrschbar sein", sagte der seit 2010 an der Spitze von Porr stehende Manager.

Strauss will Porr nach der Rückkehr in die Gewinnzone im Jahr 2012 für den Kapitalmarkt aufhübschen und die noch bei knapp 600 Mio. Euro liegende Verschuldung abbauen. "In den nächsten 24 bis 36 Monaten werden wir nicht betriebsnotwendige Immobilien im Volumen von 700 bis 800 Mio. Euro an Investoren weiterreichen", kündigte der Vorstandschef an.

Porr will Streubesitz steigern

Porr zählt zusammen mit dem Ziegelhersteller Wienerberger zu den ältesten börsennotierten Unternehmen in Österreich, die Erstnotiz war im Jahr 1869. Zuletzt führten die Aktien mit geringen Umsätzen ein Schattendasein. "Wir wollen die Porr am Kapitalmarkt attraktiver machen und weitere Investoren gewinnen, der Streubesitz soll steigen", sagte der am Unternehmen maßgeblich beteiligte Manager.

Gemeinsam mit dem Tiroler Unternehmer Klaus Ortner kontrolliert Strauss knapp 70 Prozent des Kapitals. Stamm- und Vorzugsaktien sollen in Kürze zusammengelegt werden. Mittelfristiges Ziel sei eine Notierung der Porr-Papiere im stärker regulierten Prime Market der Wiener Börse.

Gut kalkuliert

Mit dem Baugeschäft in den "Heimmärkten" Österreich, Deutschland, der Schweiz sowie Polen und Tschechien ist der Manager zufrieden. Auftragslage und Kosten entwickelten sich wie geplant, mit dem Rekord-Auftragsbestand von zuletzt 3,5 Mrd. Euro sei die Belegschaft 2013 voll ausgelastet. Ende Juni werde der Auftragsbestand bei 4,7 bis 4,8 Milliarden Euro liegen, stellte Strauss in Aussicht, der aus Katar einen Großauftrag zum Bau einer U-Bahn-Linie für 950 Mio. Euro an Land gezogen hat.

In Deutschland erledigt Porr seit Jahren Aufträge für die Deutsche Bahn, beim umstrittenen Bauprojekt Stuttgart 21 bohrt Porr mehrere Tunnel. Mit Kostenrisiken bei dem deutlich hinter dem Zeitplan liegenden Milliarden-Vorhaben rechnet der Porr-Chef nicht: "Wir haben gut kalkuliert." (APA, 20.6.2013)