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Neymar, der gegen Mexiko sein zweites Tor im Confed-Cup erzielte, entzückt die Anhänger der Seleção auch durch die Sympathie für die Protestwelle im Land des Gastgebers der WM 2014.

Foto: AP/ Andre Penner

Fortaleza - Pelé ist Vergangenheit, Neymar aber ist die Gegenwart und die Zukunft - nichts veranschaulicht das deutlicher, als die Haltung der beiden ballesterischen Abgötter Brasiliens zur während des Confed-Cups durchs Land rollenden Protestwelle. "Wir sollten die Verwirrung vergessen, die in Brasilien herrscht, und daran denken, dass die brasilianische Nationalmannschaft unser Land, unser Blut ist", sagte der 72-jährige, dreimalige Weltmeister in einer reichlich hartleibig wirkenden Videobotschaft.

Der 21-jährige Jungstar stellte sich dagegen via den zu Facebook gehörenden Fotodienst Instagram an die Seite der Demonstranten. Er habe immer geglaubt, dass es nicht nötig sein werde, auf die Straße zu gehen, um Verbesserungen im Transport- und Gesundheitswesen, auf dem Bildungssektor oder bei der öffentlichen Sicherheit zu fordern. Das alles sei schließlich die Verpflichtung der Regierung, beschied Neymar. Er wolle ebenfalls ein Brasilien, "das gerechter, sicherer, gesünder und ehrlicher ist", und er werde inspiriert durch die Protestbewegung zum Spiel gegen Mexiko aufs Feld des Stadion Castelão von Fortaleza gehen.

Tatsächlich zauberte der Liebling der Massen, dem mehr als sieben Millionen Fans auf Twitter folgen, dann beim 2:1 gegen El Tri so famos wie selten zuvor in der Seleção, netzte spektakulär volley zum 1:0 (9.) und bereitete nach herrlicher Zangelei Herrn Jo Treffer zum Endstand (93.) vor.

Die 50.791 vorwiegend in Gelb gewandeten Zuseher, die das "Wir sind das Volk"-Gefühl von den Straßen in die Arena getragen hatten, waren entzückt. "Neymar ist einer der drei besten Spieler der Welt, und das mit 21 Jahren. Fantastisch", lobte Coach Luiz Felipe Scolari, dem fast väterliche Gefühle zu seinem Star nachgesagt werden. Der 64-jährige Weltmeister-Trainer von 2002, der die Seleção im nächsten Sommer zum sechsten Titel führen muss, hat Neymar stets den Rücken gestärkt. Selbst als er vor Anheben des Confederations Cup, bis zum schnellen Führungstreffer beim 3:0 gegen Japan, in zwei Länderspielen und insgesamt mehr als 800 Spielminuten ohne Treffer geblieben war.

Schon machte sich die Sorge breit, der Jungstar werde rein psychisch nicht mit der Erwartungshaltung im Land fertig. Er habe, wurde gemurmelt, seinen Kopf auch zu sehr bei seiner neuen Freundin, der 17- jährigen Seifenoperndarstellerin Bruna Marquezine. Und es wurde schon gemutmaßt, dass der Vater eines bald zweijährigen Sohnes den zukünftigen Aufgaben an der Seite von Lionel Messi beim FC Barcelona, der ihn um 57 Millionen Euro vom FC Santos verpflichtete, nicht gewachsen sein werde.

Dabei ist Neymar da Silva Santos Júnior den Druck schon von Kindesbeinen an gewohnt. Bereits mit elf Jahren kam der in der Hafenstadt Praia Grande im Bundesstaat São Paulo geborene Sohn des ehemaligen Zweitliga- Fußballers Neymar Senior zu Pelés Stammklub im benachbarten Santos. Ab 2009 spielte er in der ersten Mannschaft. Vor allem dank Südamerikas Fußballer der Jahre 2011 und 2012 gewann der FC Santos sechs Titel, darunter 2011 das Pendant zur Champions League, die Copa Libertadores.

Die Neymarzetes

In insgesamt 134 Partien für Santos schoss Neymar, der dank seines geschäftlich äußerst wendigen Vaters als einer der bestvermarkteten Sportler der Welt gilt, 70 Tore. In der Seleção hält er bei 25 Toren aus 42 Spielen. Wie viele verschiedene Frisuren er pro Jahr trägt, zählen etwa die Neymarzetes, wie die weibliche Anhängerschaft des jungen Mannes genannt wird. (sid, lü, DER STANDARD, 20.6.2013)