Cukrowicz Nachbaur Architekten schufen das Haus für Vorarlberger Geschichte(n).

Foto: Hanspeter Schiess

Bregenz - Was und wie ist denn das, dieses Vorarlberg? Das Vorarlberg- Museum sucht nach Antworten und findet viele offene Fragen. Das neue Haus am Bregenzer Kornmarktplatz, Eröffnung ist dieses Wochenende, irritiert Traditionalisten nicht nur durch seine Architektur. "Wir geben kein Vorarlberg-Bild vor", sagt Direktor Andreas Rudigier, "unsere Dauerausstellung ist ein Diskussionsvorschlag."

So stellt Vorarlberg. Ein Making-of, konzipiert vom Historiker Markus Barnay, die Entstehungsgeschichte des Landes, "das ja eigentlich eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert ist" (Rudigier), ebenso zur Diskussion wie das Museum, seine Gründer, seine 150 Jahre alte Sammlung. Die Dauerausstellung ist eine offene, Objekte werden nach Bedarf und Thematik ausgetauscht. Die Kuratoren Beat Gugger, Hubert Matt und Peter Melichar stellen Wertvolles aus der Sammlung zeitgenössischen Exponaten gegenüber. Die Skala reicht vom Ausgrabungsstück über Kästle-Skier bis zum Modell des islamischen Friedhofs. Ein Land der kulturellen Vielfalt, der ökonomischen Dynamik und der beharrenden (politischen) Kräfte wird gezeigt.

Das Making-of ist der zentrale Mosaikstein des Vorarlberg-Museums. Vier weitere Ausstellungen komplettieren das Mosaik: Das Hörbild Sein & Mein (Rath und Winkler) ist ein Experiment, macht Biografien und Alltagsgeschichten hörbar. Die erste Wechselausstellung führt von Lustenau nach Lagos, African Lace, die Kooperation mit dem Wiener Weltmuseum beleuchtet die Textilwirtschaft (bis 6. Jänner 2014).

Von Dauer ist die Ausstellung Buchstäblich Vorarlberg. Das A bis Z durch die Museumssammlung reicht von Volkskunst über Sammlerleidenschaften bis Hochkultur. Das Konzept dazu stammt von Rudigiers Vorgänger Tobias Natter.

Einen völlig neuen Stellenwert erhält die Archäologie. Römer oder so wurde von Lisa Noggler-Gürtler als interaktive Familienausstellung gestaltet. Sie machte das Gräberfeld von Brigantium, eines der größten der Region, zur Basis für frech-witzige Wissensvermittlung. Mit dem neuen Format der Familienausstellung werden ein- bis zweijährlich historische Themen kindgerecht aufbereitet. Rudigier will damit "Teilhabe an Kultur unabhängig von altersbedingtem Wissensstand oder sozialem Umfeld möglich machen". (Jutta Berger, DER STANDARD, 21.6.2013)