Die Bonner Forscher Jürgen Burkhardt (rechts) und Shyam Pariyar untersuchten, wie Feinstaub die Trockentoleranz von Kiefernnadeln beeinträchtigt.

Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Bonn - Das Wort "Feinstaub" fällt in der Regeln im Themenkreis menschliche Gesundheit, doch haben die winzigen Partikel unterschiedlichster Herkunft auch ökologisch bedeutsame Aspekte. So können Feinstäube auch Schaden an Wäldern anrichten und tun dies auf eine andere Art als gedacht, wie die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn berichtet.

Forscher der Uni Bonn haben mit einem Elektronenmikroskop den verantwortlichen Mechanismus entschlüsselt: Salzbestandteile des Feinstaubs werden durch die Luftfeuchtigkeit verflüssigt und bilden eine Art Docht, der das Wasser aus den Blättern herauszieht und somit die Austrocknung der Pflanzen beschleunigt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Environmental Pollution" veröffentlicht.

"Unsere Studie zeigt, dass sogenannte Wachsverschmelzungen auf Kiefernnadeln durch Feinstaub entstehen können", sagt Jürgen Burkhardt vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Uni Bonn. Wachsschichten auf den Blättern und Nadeln haben die Funktion, die Bäume vor Wasserverlusten zu schützen. Betroffene Bäume haben eine verringerte Trockentoleranz.

Klimawandel führt zu verstärkter Trockenheit

"Es gab in den 1980er und 90er Jahren viele Untersuchungen zur Ursache der Wachsverschmelzungen, die allerdings weder für den Entstehungsmechanismus noch für die Korrelation mit den Waldschäden schlüssige Erklärungen liefern konnten", berichtet Burkhardt. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass Luftschadstoffe die Wachsschicht chemisch verändern und zerstören. Dagegen konnten die Forscher der Bonner Universität nun zeigen, dass ein physikalischer Prozess dahintersteckt.

Im Zusammenhang mit zunehmender Trockenheit durch den Klimawandel werden seit einigen Jahren ausgedehnte Waldschäden im Westen der USA und anderen Regionen der Welt gemeldet. Auch für die Erklärung dieser Schäden könnte der von den Bonner Wissenschaftern beschriebene Mechanismus relevant sein. (APA/red, derStandard.at, 22. 6. 2013)