Wien, Märzstraße. Die Kroatienfanmeile während der Fußball-Europameisterschaft 2012.

Foto: standard / matthias cremer

Ich werde oft gefragt, woher ich stamme. Die Kinder sind neugierig. Es interessiert sie fast so sehr, wie die Frage nach meiner Religionszugehörigkeit. Im Grunde sind das zwei philosophische Fragen über die man gut und lange sinnieren kann. Für viele mit denen ich in Kontakt trete, geht es um etwas anderes: Sie wollen besser einordnen können oder verstehen - eben ihre Neugier befriedigen.

Ich beobachte Kinder- und Jugendgruppen, die sich oftmals selbst, entlang der ethnischen Herkunft ihrer Eltern aufteilen. Neben sehr unterschiedlichen Gründen, wie ihrem Zugehörigkeitsgefühl und der Selbst- und Fremdwahrnehmung in und durch die Gesellschaft auch deshalb, weil ihre unmittelbare Umgebung besonders davon geprägt ist. Dort, wo sie leben, sprechen die meisten auch Türkisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch oder Arabisch. Darüber steht das Bekenntnis zu einem Gemenge aus Religion, Tradition und Kultur. Manche mehr, andere weniger.

Wenn es um die Herkunft geht, wissen aber viele ganz genau, wo sie dazugehören. Da sind "die Türken", dort drüben stehen "die Albaner", daneben "die Bosnier", weiter weg "die Kroaten" gegenüber "die Serben" und mittendrin "die Ägypter". Vor kurzer Zeit wurde ein kleines Mädchen beim Spielen im Park von einem Jungen gleichen Alters vorsichtig angestupst. Er hatte ihr die eine, wichtige Frage zu stellen. Im Auftrag seiner Oma sollte er herausfinden, ob das Mädchen, mit der er spielte, auch Muslima sei. Die Kleine nickte, wohl ohne zu begreifen, um was es genau geht. Sie durften weiterspielen.

Viele Konflikte, die ich unter den Kindern- und Jugendlichen bemerke, entstehen nicht durch das Hervorheben der ethnischen Zugehörigkeit. Die meisten Reibungen sind das Resultat aus unterschiedlichen Unstimmigkeiten, wie wir sie alle aus dem Alltag kennen. Wenn der Konflikt aber ausgetragen wird, dann kommt es öfter vor, dass die Herkunft in den Vordergrund gerückt wird. Zurück zur Abstammung quasi. Und das auch unter den Jüngsten, die sich eigentlich kaum etwas unter "Nationalität" vorstellen können.  (red., daStandard.at, 21.6.2013)