Von Mordlustigen belagert: Sicherheitsexperte und Familienvater Ethan Hawke in "The Purge".

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Wien - Im Jahr 2022 hat man in den USA ein "legales Ventil für die amerikanische Wut" eingerichtet: Nach den Vorstellungen der "neuen Gründerväter" und zur Zufriedenheit ihrer Bürger wird einmal im Jahr die Nacht der Säuberung abgehalten, zwölf Stunden lang hat jedwede kriminelle Energie freie Bahn, lässt man die "innere Bestie" los.

Vor allem der öffentliche Raum wird zur Gefahrenzone. Wer über Kaufkraft verfügt, der sichert sein Heim mit Hochtechnologie gegen das blutige Treiben. Der Familienvater James Sandin (Ethan Hawke) hat es durch den Verkauf solcher Anlagen zu einigem Wohlstand gebracht. Mit Frau und Kindern gedenkt er die Nacht bestens verbarrikadiert in der Villa zu verbringen. Aber plötzlich befinden sich noch zwei weitere Personen im Gebäude, und draußen, vor den Objektiven der Überwachungskameras, tauchen unheimlich mordlustige Gestalten auf.

The Purge - Die Säuberung, ein smart konstruiertes, gesellschaftspessimistisches Thriller-Kammerspiel von James DeMonaco ist eine der Überraschungen dieses Kinojahres. Hergestellt für kolportierte drei Millionen Dollar, hat der Film laut Branchendiensten inzwischen weltweit bereits das Zwanzigfache eingespielt - in vielen Territorien ist die Auswertung aber noch gar nicht angelaufen.

Der Erfolg liegt wohl zum einen daran, dass der New Yorker DeMonaco als Regisseur (Staten Island) und Drehbuchautor (The Negotiator; Assault on Precinct 13) solide genrespezifische Erfahrungen einbringt. The Purge arbeitet mit altmodischen, aber immer noch effektiven Schreckmomenten. Viel von seiner Bedrohungsatmosphäre erzielt er mit spärlichem Licht und Schattenspielen.

Andererseits hat der Film auch eine menschenfreundliche politische Agenda. Die wird nicht unbedingt mit der feinen Klinge vorgetragen. Aber im Kino ist ja auch das starke Bild viel wert. Und davon gibt es - vom gejagten, deklassierten Afroamerikaner, um dessen Hals beiläufig eine Armeemarke baumelt, bis zum entschlossenen Zugriff einer restlos genervten, friedliebenden Vorstadthausfrau - mehr als genug. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 22./23.6.2013)