Bolivische Kurzschnabelelaenie (Elaenia parvirostris)

Foto: Tewksbury

Washington – Samen, die von Vögeln verschlungen werden und weit weg von der Ursprungspflanze ausgestreut werden, wachsen eher zu neuen Pflanzen heran. Die Nähe zur Mutterpflanze bedeutet auch Nähe zu Räubern und Krankheitserregern. So weit, so bekannt. Forscher der University of Washington fanden nun bei Forschungen in Bolivien heraus, dass nicht nur der Weg durch die Landschaft wichtig ist, sondern auch jene Zentimeter, die das Samenkorn durch den Vogel zurücklegt.

Sie berichten in der Fachzeitschrift Ecology Letters, dass die Samen von südamerikanischen Chilipflanzen, die aus dem Verdauungstrakt einer Kurzschnabel-elaenie (Elaenia parvirostris) kommen, weniger Krankheitserreger aufweisen und durch ihren Geruch weniger Samen fressende Ameisen anziehen.

Der Weg durch die Vogeleingeweide erhöhte die Überlebenschancen der Samen der Paprika-Pflanzenart Capsicum chacoense um 370 Prozent, errechneten die Wissenschafter. Manche der Chilipflanzen werden zudem von Insekten mit einem Pilz infiziert. Der Laborbefund zeigte, dass der Pilzbefall jener Samen, die durch den Vogel wanderten, um 30 Prozent geringer war. Ameisen, die am Untersuchungsort zu den größten Räubern gehörten, trugen doppelt so oft Samen davon, die direkt von der Pflanze kamen und nicht den Umweg über den Vogel nahmen. Diese ameisenabweisende Wirkung der verschluckten Samen hielt zwei Tage an.

Ob das auch auf andere Spezies umlegbar ist, bleibt offen. Bei manchen Arten spielt die Entfernung zur Ursprungspflanze definitiv eine Rolle, belegen frühere Studien. Aber nicht bei allen, auch nicht bei der untersuchten Chilipflanze. In diesem Fall kamen die Forscher zum Ergebnis, dass es wenig Unterschied zwischen Samen gab, die nah oder fern der Ursprungspflanze sprossen, solange sie durch die Vogeleingeweide gestählt waren. (pum/DER STANDARD, 22./23. 6. 2013)