Wir sitzen sehr oft am Fluss und schauen dem Wasser dabei zu, wie es die zermerschten Waldviertler Steinderln und Felsblöcke zeitlich großzügig bemessen Richtung Süden ins Donaudelta und dann ins Schwarze Meer spült. Eines Tages wird dort unten unsere schöne Heimat mit sehr viel Glück und der Tüchtigkeit der Aufsteiger zu Sandstrand werden. Das ist kein schlechtes Schicksal - vor allem, wenn man bedenkt, dass die Wellen lieblich branden, während hier heroben in der roten Zone des Hochwassergebiets erst vor wenigen Tagen ein Biber vorbeigeschwommen ist, wo sich sonst eine Wiese im Wind wiegt. Biber haben sehr große Köpfe. Kein Wunder bei den Zähnen. Nachdem das Wasser jedenfalls wieder abgezogen ist, ist ein Entenehepaar übrig geblieben. Feuchte Wiesen garantieren Futter.

Die Hauskatze greift die Enten übrigens frontal an. Entweder sie ist dumm oder sieht das als Mutprobe.

Bei uns heroben nennt man die gottgefällige Tätigkeit der Naturbetrachung Waldviertler Fernsehen. Sie funktioniert so ähnlich wie diese musikunterlegten Nachtprogramme, bei denen man liegend schöne Weltgegenden durchstreifen kann. Im Gegensatz zum richtigen Fernsehen gibt es außer manchmal in der Dämmerung durch das Panorama zischenden Fledermäusen auch noch gute Luft und als Spätfilm bei klarem Himmel das Weltall. Vielleicht knacksen dazu Holzscheite im Lagerfeuer.

Gut, Gelsen und Mücken gibt es auch - und manchmal funkt der Bauernbund mit lästigen Traktoren und Kreissägen oder Motorsensen dazwischen, aber grundsätzlich gilt: Hier braucht niemand eine Programmreform. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 22./23.6.2013)