Bregenz - Türkischstämmige Migranten der zweiten Generation haben auf dem Weg ins Berufsleben im Vergleich zu anderen Jugendlichen höhere Hürden zu überwinden. Die 10. Integrationskonferenz des Landes Vorarlberg beschäftigte sich vergangenen Mittwoch mit der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt.

Ergebnisse der TIES Studie (The Integration of the European Second Generation) belegen die Notwendigkeit politischer Maßnahmen. Nur sechs Prozent der Türkischstämmigen zweiter Generation besuchen eine weitergehende Schule. Die Folge: 75 Prozent der frühen Schulabgänger landen im unteren Jobsegment.

Diskriminierung bei der Jobsuche

Bekenntnisse der Politik zu "produktivem Umgang mit Vielfalt" (Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser) halten der Realität nicht stand, sagt Vahide Aydin, Landtagsabgeordnete der Grünen. Allein ein ausländisch klingender Name führe zu Diskriminierung bei der Jobsuche. Aydin wünscht sich die Möglichkeit der anonymen Bewerbung: "Hier könnte die Landesverwaltung als Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen." Im Landhaus will man darüber nachdenken.

Simon Burtscher-Mathis von der Projektstelle "okay. zusammen leben" machte auf den Rucksack aufmerksam, den Migranten der zweiten Generation durch ein bildungsfernes Elternhaus mitschleppen. Burtscher-Mathis, der an der TIES Studie für Vorarlberg mitarbeitete, sieht das bestehende Schulsystem als Hindernis für Chancengleichheit.

Wenig Bildung, wenig Geld

Als eine wesentliche Ursache für den frühen Schulabgang nennt Burtscher- Mathis den schlechteren Zugang "zu kulturellem Kapital im direkten familiären oder sozialen Umfeld".

Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten, die an der Studie teilnehmen, müsse in Österreich ein Gutteil der außerschulischen Lernarbeit in der Familie gemacht werden. Der ersten Generation fehle es aber oft an der notwendigen Vorbildung für diese Unterstützung und verglichen mit Familien ohne Migrationshintergrund an Geld für Nachhilfe.

Viel mehr als die Vergleichsgruppen seien diese Jugendlichen auf die Hilfe von nichtmigrantischen Freunden und Lehrenden angewiesen. Hier zeige sich die Relevanz des österreichischen Schulsystems ohne generelle Ganztagsbetreuung. Denn ganztägige Schulbetreuung könnte die Chancengerechtigkeit für migrantische Jugendliche verbessern. Mit zusätzlichen Bildungs- und Förderangeboten für Eltern und Jugendliche sieht Landesrat Erich Schwärzler (VP) Vorarlberg bereits "auf einem guten Weg". (Jutta Berger, DER STANDARD, 22./23.6.2013)