Steuerfrau Lara Vadlau (rechts) und Vorschoterin Jolanta Ogar ...

Foto: ÖSV / Dominic Matsano

... verbringen heuer rund 280 Tage auf dem 470er und also auf dem Wasser.

Foto: ÖSV / Dominic Matsano

Wien/Kiel - "Unter die Top drei wollen wir schon." Das gilt immer und überall, diesmal sagt es die Kärntnerin Lara Vadlau vor der Kieler Woche. Die Wettfahrten mit dem 470er, einer 4,7 Meter langen Jolle mit Großsegel, Fock und Spinnaker, auf der sie seit zwei Jahren arbeitet, beginnen am Sonntag. Zuletzt bei der Europameisterschaft vor Formia im Tyrrhenischen Meer gewann Vadlau mit ihrer polnischen Vorschoterin Jolanta Ogar die Silbermedaille. In der Weltrangliste liegt das österreichisch-polnische Duo auf dem zweiten Platz.

Vadlau ist in Maria Rain daheim in Klagenfurt-Land. Das kommt freilich nicht oft vor. "So 280 Tage im Jahr", schätzt sie, "bin ich auf dem Wasser." Um dort zu sein, sind viele Autofahrten und lange Flugreisen nötig. Am Donnerstag beispielsweise fuhr sie nach Kiel. Mit ihren männlichen 470er-Kollegen David Bargehr und Lukas Mähr, die in den vergangenen Jahren auch oft dafür zuständig waren, Vadlaus Boot an irgendein Meer zu schleppen. Das wird sich fortan ändern, vor zwei Wochen hat Vadlau den Hänger-Führerschein gemacht. Nicht unwesentlich für eine Seglerin.

Spitzensport und Studium

Im Winter gab's ein Trainingslager in Miami, im Frühjahr eines in Mallorca, und im Juli wird drei Wochen lang erstmals in Rio de Janeiro geübt. Denn dort will Vadlau unbedingt hin. Vor allem im Sommer 2016, wenn die Olympischen Spiele gegeben werden. Denn Lara Vadlau hat einen Plan. Wenn sie in Rio eine Medaille gewinnt - und diesem Ziel ordnet sie alles unter - hört sie mit dem Leistungssport auf.

Dann ist sie 23 Jahre und also eher noch nicht zu alt. Doch der Plan sieht vor, anschließend ein Medizinstudium zu beginnen, was sich neben der Seglerei niemals ausgehen würde. Vadlau will Kinderärztin werden. Ein Psychologie-Studium hat sie schon begonnen an der Uni Klagenfurt, wo es ein Programm gibt namens Spitzensport & Studium. Studiert wird naturgemäß viel aus der Ferne. "Ich arbeite mit einem Mentor zusammen. Ich hoffe, es funktioniert reibungslos."

Dass sie segelt, verdankt Vadlau ihren Eltern, die das Kind mitnahmen auf den Wörthersee. Man kann nicht gerade sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war. "Langweilig war das auf den großen Booten", sagt sie, die mit sieben in den kleinen Optimisten gesetzt wurde, just an einem Tag, an dem ordentlich Wind über den meist ruhigen See wehte. "Das war ein Glück." Seither will sie nur noch segeln. Erste Regatten mit neun auf diversen Seen, dann an europäischen Küsten.

"Ich war von Anfang an gut dabei." Oft war sie ganz vorn, die Kundigen sprachen von einem Wunderkind, später wurde sie Vizeweltmeisterin im Opti, und 2010 gewann sie im Byte, ebenfalls einer Einhandklasse, in Singapur die Goldmedaille bei den Olympischen Jugendspielen. Und dass sie nun 280 Tage pro Jahr auf dem Wasser verbringt, nervt äußerst selten. "Nur wenn es zwei Grad hat und ich die Finger nicht mehr spüre."

Dass Vadlau nicht mehr allein segelt, hat einen schlichten Grund. "Ich bin zu klein." Mit 1,65 Meter Höhe und wenig Gewicht hat man keinen Auftrag in der Weltklasse. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde sie mit Eva-Maria Schimak 20., um einschlägige Erfahrungen zu sammeln. Schimak ist nun im Laser und also allein unterwegs. Und seit Herbst vergangenen Jahres arbeitet die routinierte Polin Jolanta Ogar (31), 1,80 Meter hoch und athletisch, auf Vadlaus Schiff. Vadlau kennt ihre Kollegin schon länger, "bei einer Regatta vor zwei Jahren hat sie uns rausprotestiert. Ich hab sie nicht gemocht." Das sollte sich ändern. Jetzt sind die beiden im Österreichischen Segelverband integriert, der etwa für Coaches, Mentalbetreuung oder meteorologische Dienste sorgt.

Eine Kleinigkeit fehlt noch, dass die beiden 2016 in Rio um Medaillen segeln können, die österreichische Staatsbürgerschaft für Ogar. Denn im Gegensatz zu Welt- oder Europameisterschaften sind bei Olympischen Spielen keine nationenmäßig gemischte Teams zugelassen. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 22.6.2013)