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Ein Demonstrant am Istanbuler Taksim-Platz.

Foto: REUTERS/Marko Djurica (

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Die türkische Polizei setzt wieder Wasserwerfer gegen Demonstranten ein.

Foto: AP/Josek

Istanbul - Nach einer knappen Woche ohne Ausschreitungen hat die türkische Polizei den Istanbuler Taksim-Platz in der Nacht auf Sonntag wieder mit Tränengas und Wasserwerfern von Demonstranten geräumt. Gegen 02.00 Uhr Ortszeit kontrollierten hunderte Bereitschaftspolizisten die Zugänge zu dem Platz und ließen nur noch wenige Menschen passieren, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Die Barrikaden, die die Demonstranten zuvor auf der Hauptzugangsstraße für Fußgänger errichtet hatten, waren geräumt.

Die Lage hatte sich am Samstag erneut zugespitzt, als sich wieder Gegner des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan auf dem zentralen Platz versammelten. Zuletzt hatte die Polizei den Taksim-Platz und den benachbarten Gezi-Park am Sonntag unter Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas geräumt.

"Taksim ist überall"

Am Samstagabend versammelten sich nach Aufrufen über soziale Medien mehrere zehntausend Menschen auf dem zentralen Platz in der türkischen Metropole, um gegen die konservativ-islamische Regierung zu protestieren. Der Verkehr kam zum Erliegen. Vor der Räumung hatte die Polizei die Demonstranten vergeblich dazu aufgerufen, die durch die Menschenmassen blockierten Straßen an dem Platz zu räumen.

Bis zum Wasserwerfereinsatz verlief die Demonstration friedlich, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschen skandierten Parolen wie "Taksim ist überall" und "Das ist nur der Anfang". Als die Polizei den Platz räumte, flogen vereinzelt Flaschen. Viele Demonstranten bewarfen Polizisten und Wasserwerfer mit Blumen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter war dazu aufgerufen worden, rote Nelken mitzubringen, die das Symbol der Arbeiterbewegung sind.

Obwohl Augenzeugen am Samstagabend zunächst nicht beobachteten, dass die Polizei auf dem Taksim-Platz Tränengasgranaten verschoss, klagten Demonstranten nach dem Wasserwerfereinsatz über Reizungen der Atemwege und der Augen. Die Polizei wird verdächtigt, dem Wasser Chemikalien beizumischen. Bestätigt ist das nicht, über soziale Netzwerke verbreitete Fotos sollen aber darauf hindeuten. Diese Bilder scheinen zu zeigen, wie Polizisten Flüssigkeit aus Kanistern mit Warnhinweisen in Tanks von Wasserwerfern füllen.

Erdogan macht ausländische Kräfte verantwortlich

Nach Mitternacht war das Zentrum des Taksim-Platzes von der Polizei abgeriegelt. Am Rande hielten sich weiter Gruppen von Demonstranten auf, die friedlich beisammenstanden. Die Polizisten hatten Gasmasken und Helme abgesetzt. Die Wasserwerfer, die Zugangsstraßen abgeriegelt hatten, wurden auf den Taksim-Platz zurückgezogen. Der Platz war für den Verkehr wieder geöffnet.

Premier Erdogan selbst hielt auf einer Kundgebung seiner konservativen AKP in der Schwarzmeerstadt Samsun eine Rede vor 15.000 Anhängern und machte in- und ausländische Kräfte für die Proteste verantwortlich. Profitiert hätten "die Zinslobby, die Feinde der Türkei", sagte der Regierungschef im Hinblick auf Spekulanten an Finanzmärkten. Die türkische Wirtschaft sei dagegen der Verlierer.

Erdogan warf den Demonstranten zudem vor, den Islam respektlos behandeln. "Lasst sie in ihren Schuhen in unsere Moscheen gehen, lasst sie Alkohol in unseren Moscheen trinken, lasst sie ihre Hände gegen unsere Mädchen in Kopftüchern erheben. Ein Gebet unserer Leute reicht aus, um ihre Pläne zu durchkreuzen." (APA, 23.6.2013)