Der von den USA wegen Spionage gesuchte frühere Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden hat nach Angaben Ecuadors Asyl in dem südamerikanischen Land beantragt. Das teilte Ecuadors Außenminister Ricardo Patino am Sonntagabend via Twitter mit. Snowden hatte am Sonntag seinen bisherigen Zufluchtsort Hongkong verlassen und war nach offiziell nicht bestätigten Berichten nach Moskau geflogen.
Miitlerweile ist Snowden auf dem Weg nach Ecuador. Das teilte die Enthüllungsplattform Wikileaks am Sonntag mit.
Wikileaks-Connection
Snowden würde sich damit in die gleichen Hände begeben wie der Wikileaks-Gründer Julian Assange. Assange, der in Schweden wegen einer Sexualstraftat vernommen werden soll, hat sich vor längerer Zeit in London in die ecuadorianische Botschaft geflüchtet. Die britische Regierung lässt ihn aber nicht nach Ecuador ausreisen. Wikileaks hatte vor geraumer Zeit zahllose Dokumente über die Aktivitäten von US-Geheimdienste und Diplomaten enthüllt.
Snowden ist ein früherer Vertragsmitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA. Er hat umfangreiche Spähaktionen amerikanischer und britischer Nachrichtendienste enthüllt. Die USA werfen ihm Geheimnisverrat und damit einen Verstoß gegen das Spionagegesetz vor und wollen sich weiter um seine Festnahme bemühen.
USA üben Druck auf Gastländer aus
Aus dem US-Verteidigungsministerium heißt es, dass man jene Länder, in welche Snowden reist, zur Kooperation ersuchen werde. Schärfer formulierte es Mike Rogers, der dem House Intelligence Committee vorsitzt: "Jede dieser Nationen ist ein Feind der Vereinigten Staaten." Er fordert in der Talkshow "Meet the Press" die Ausschöpfung aller legalen Mittel, um Snowden in die USA zu holen.
Senatorin droht Russland
Lindsey Graham, republikanischer Senator aus South Carolina hat indes eine Warnung an Russland ausgesprochen, Snowden keinen Unterschlupf zu gewähren. "Ich denke, er hat unserer Nation weh getan", sagte er in Fox News Sunday. "Der Pfad der Freiheit verläuft nicht gerade über China, Russland, Kuba und Venezuela. Ich hoffe, dass wir ihn bis ans Ende der Welt jagen, vor Gericht stellen und Russland wissen lassen, dass es Konsequenzen haben wird, wenn sie diesen Kerl schützen." Graham ist Mitglied des Armed Services Committee.
NSA will interne Sicherheitsvorkehrungen verschärfen
Erst kürzlich hatte Snowden erklärt, dass der US-Geheimdienst NSA chinesische Mobilfunker gehackt und unter anderem Millionen an SMS ausgewertet haben soll. Der britische Geheimdienst GCHQ soll sich wiederum Zugang zu transatlantischen Glasfaserkabeln verschafft und die abgezapften Informationen auch an die NSA weitergegeben haben. Edward Snowden ist ehemaliger NSA-Mitarbeiter und hatte "PRISM" an die Öffentlichkeit gebracht.
Infolge der Bekanntwerdung des Überwachungsprogramm hat der NSA-Chef, General Keith Alexander, gegenüber dem TV-Sender ABC eine Verstärkung der internen Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Insbesondere Computerexperten will man künftig besser auf die Finger schauen, um derartige "Leaks" künftig zu verhindern. (Georg Pichler/Reuters, derStandard.at, 23.06.2013)