Die Spitzenvertreter der heimischen Fachhochschulen schreien längst nicht so laut wie ihre Pendants in den Universitäten.

Knapp vor den Wahlen und knapp vor dem 20-Jahr-Bestehensjubiläum der heimischen FHs wird die Gangart aber doch härter. Immerhin: In Aussicht stehen seit geraumer Zeit ordentliche Ausbaupläne, die auch der Wissenschaftsrat empfohlen hat - bis 2030 40 Prozent Studierende an den FHs (eine Verdreifachung). Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle hat sich diesbezüglich immer positiv geäußert, ein Entwurf dazu ruht aber seit Oktober des Vorjahres. Die Fachhochschulen beklagen nun jedwedes Fehlen von Planungssicherheit, inhaltlich und personell, nach 2015. Als Mitstreiter haben sie sich kürzlich die Arbeiterkammer ins Boot geholt.

"So kann es nicht weitergehen"

"An den österreichischen Fachhochschulen bewerben sich jedes Jahr fast 55.000 Studieninteressierte - aber nur 16.000 können aufgenommen werden, weil der Bund nicht für mehr Studienplätze zahlt. So kann es nicht weitergehen", waren sich Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske und Helmut Holzinger, Präsident der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz, Ende Mai bei einem Presseauftritt einig. Das Wissenschaftsministerium sei beim Ausbau der Fachhochschulen säumig. Noch immer fehle ein neuer mehrjähriger Fachhochschulplan, obwohl der bisherige Plan mit dem derzeitigen Sommersemester auslaufe. Ein offensives Ausbaukonzept fehle sowieso: Die Finanzierung von je 500 neuen Studienplätzen in den Jahren 2013/14 und 2014/15 sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein".

Weiterer Punkt des Unmutes: Der Bund habe seinen Fördersatz pro Studienplatz seit 2009 nicht mehr erhöht. Damit sei die Qualität des Studienangebots in Gefahr.

Also noch einmal die Forderungen: Ausbau der Fachhochschulen von derzeit knapp über 41.000 Plätzen auf 60.000 Plätze bis zum Jahr 2020 - dazu seien jährlich 1350 zusätzliche Anfängerplätze nötig.

Ausbau der Studienplätze unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse von Berufstätigen und spezielle Fördermaßnahmen, um den Anteil der Studierenden ohne traditionelle Matura zu erhöhen.

Erhöhung des Fördersatzes pro Studienplatz von derzeit im Schnitt 7000 Euro im Jahr um 7,5 Prozent auf rund 7500 Euro.

Das Büro des Wissenschaftsministeriums verlautete dazu nichts Konkretes.

Lebensphasengerechtes Studieren

Ganz im Gegensatz dazu der Präsident der Fachhochschulkonferenz, Helmut Holzinger: Zahlen statt Absichtserklärungen verlangt er und entwirft das Zukunftsbild des Sektors: "Weg vom Kastldenken", also berufsermöglichendes Studieren statt nur entweder Vollzeit oder berufsbegleitend. Es gehe um lebensphasengerechtes Studieren. Innerhalb schnellen Wandels von Umweltbedingungen müsse Studierenden Flexibilität angeboten werden. Dazu gehören auch der weitere Ausbau der Schnittstellen und lokal gut funktionierenden Kooperationen mit der mittelständischen Wirtschaft sowie nachhaltige Finanzmittel für Forschungskooperationen.

Dass Gesundheit und Management als Schnittstellenwissen von steigender Bedeutung seien, wolle er gar nicht extra erwähnen, so Holzinger - also auch da inhaltlich Ausbaupläne. Insgesamt hält er die Kombination von fachlichem Wissen und Projektmanagement für zukunftsträchtig.

Als einen der fehlenden Angebotspunkte im Sektor sieht Holzinger die "Creative Industries mit Schnittstelle IT". Dort würden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, da bestehe schon jetzt große Nachfrage.

Keine Kampfposition

Zu den oft zitierten Konkurrenz- und Abgrenzungsthematiken zu den Universitäten bezieht Holzinger keine Kampfposition. Die Gespräche mit der Universitätenkonferenz seien positiv. Kleine Spitze zum Thema mangelnder Durchlässigkeit: Rund 200 hauptberufliche FH-Lehrende unterrichten nebenberuflich an Universitäten. Wie harmonisch die Co-Kreation im Hochschulsektor tatsächlich ist, das könnte auch aus der Empfehlung des Wissenschaftsrates herausgelesen werden, der FH-Ausbau zuungunsten der Unis angeraten hat. (Karin Bauer, DER STANDARD, 22./23.6.2013)