Vom Schicksal gebeutelt: Kai Perlmann trifft auf Studentin Mia Hennig.

Foto: ORF/ARD/Stephanie Schweigert

Manchmal, man möchte fast sagen im Idealfall, beginnt eine "Tatort"-Folge mit einem Mord respektive einem dafür relevanten Ereignis. Der jüngste "Tatort" aus Konstanz, "Letzte Tage", beginnt mit den wehleidigen Klagen eines Polizeibeamten. Während draußen irgendein Sonderkommando irgendeinen Verbrecher festnimmt (nicht ohne davor irgendetwas zu sprengen freilich), sitzt Kai Perlmann im Auto und jammert seiner Vorgesetzten Klara Blum was vor.

Die Beamtenvorsorge hat geschrieben. "Das ist mein Leben, wieso steht das irgendwo aufgeschrieben?" Und überhaupt: Er hat Steuerklasse eins! Es kommt dann noch schlimmer, ganz ohne Mord geht es halt auch nicht. Ein Leukämiekranker wurde auf der Autofähre vom schweizerischen Romanshorn nach Konstanz ermordet. Das führt zum einen zu Kompetenzstreitereien und dem Austausch aller verfügbaren Vorurteile mit dem Schweizer Kollegen ("Sie sind total borniert. Hören Sie? Borniert!"). Zum anderen bekommt man es mit einem Pharmakonzern (in Fernsehfilmen per se böse), einer Selbsthilfegruppe und diversen Sterbenskranken zu tun.

Der vom Schicksal gebeutelte Perlmann trifft äußerst privat mit einer gleichermaßen hübschen, jungen und kranken Studentin zusammen. Beim Sex in der letzten Kinoreihe blutet sie filmreif aus der Nase. "Mein Kopf ist ein leerer Tanzsaal", sagt sie nach ihrem darauffolgenden Spitalsbesuch. Perlmann fällt auf diesen (ohnehin fragwürdigen) Vergleich nicht viel Hilfreiches ein: "Früher hab ich mal gedacht: Sicher total spannend, Polizist zu sein." Das Elend Todkranker und ihrer Angehörigen hätte eigentlich ausgereicht für eine Folge. Schleierhaft: wozu man noch die Identitätskrisen eines Beamten braucht. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 24.6.2013)