Salzburg - Der insolvente Salzburger Baukonzern Alpine steht vor der Zerschlagung, die Verhandlungen für eine Auffanggesellschaft sind am Wochenende gescheitert. Stattdessen sind Masseverwalter Stephan Riel bei den Gesprächen u.a. mit der österreichischen Bauwirtschaft regionale Übernahmelösungen "mit der Übernahme möglichst vieler Baustellen und Arbeitnehmer" angeboten worden, hieß es in einer Aussendung.
Intensive Verhandlungen am Wochenende
Die Schließung der Alpine Gmbh wurde am Montag beantragt. Übers Wochenende wurde "intensiv über eine Auffanglösung verhandelt", so Riel weiter. Die Gespräche für Übernahmelösungen hatten auf Initiative von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) stattgefunden.
Nachdem das gesamte Unternehmen nicht gerettet werden konnte, sollen nun die Einzelteile zu Geld gemacht werden: Masseverwalter Stefan Riel will Alpine-Baustellen und Niederlassungen in den Bundesländern an andere Bauunternehmen verkaufen, heißt es im ORF-Radio. Insolvenzexperte Hans Georg Kantner vom Kreditschutzverband hält das für realistisch, denn hinter jeder Baustelle stehe ein Bauherr, der Interesse daran habe, dass das Bauwerk fertig gestellt werde.
Konkurrenten klopfen an
Laut ORF-Radio seien bereits in Tirol, Salzburg und der Steiermark Unternehmen an der Übernahme von Baustellen interessiert, Gerüchten zufolge handelt es sich dabei um Porr und die Baufirma Hinteregger. Bauriese Strabag lässt wissen, dass man bereit sei, bei Alpine-Baustellen einzuspringen und "laufende und nun stillstehende Bauvorhaben fertigzustellen." Voraussetzung dafür sei "eine Prüfung der Risiken eines jeden Einzelprojektes". Das Angebot der Strabag für Detailgespräche richtet sich den Angaben zufolge an alle Auftraggeber der Alpine in Österreich. Der Konzern sei aber auch an ausgewählten Projekten im Ausland interessiert.
Wie viele der 5.000 in Österreich betroffenen Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden können, ist derzeit noch offen. Die Löhne und Gehälter werden vorerst aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt. Gewerkschafter Muchitsch setzt große Hoffnungen in die angestrebten regionalen Übernahmelösungen für die rund 1.400 Baustellen und 400 Arbeitsgemeinschaften in den Bundesländern. Denn der regionale Markt sei an regionalen Lösungen extrem interessiert. Das vorhandene Auftragsvolumen belaufe sich auf rund 800 Millionen Euro.
Jobs noch über einen Monat lang gesichert
"Die Arbeitsverhältnisse bleiben - nach Genehmigung des Schließungsantrags durch das Handelsgericht - einen Monat lang weiter aufrecht", betont der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch. Er rät den Alpine-Beschäftigten, jetzt keine voreiligen Schritte in Richtung Kündigung zu setzen, sondern vor einem eventuellen Firmenwechsel bzw. Übertritt in eine neue regionale Übernahmegesellschaft die jeweiligen finanziellen Auswirkungen durchrechnen zu lassen. Dazu haben die Arbeitnehmer noch über einen Monat Zeit.
Nur 5,7 Millionen an liquiden Mitteln
Bei der Insolvenzeröffnung verfügte die Alpine Bau GmbH laut Masseverwalter lediglich über liquide Mittel von rund 5,7 Millionen Euro. Der Liquiditätsbedarf hätte sich jedoch nur für eine Fortführung von rund zwei Wochen zur Durchführung erster Prüfungen bereits auf rund 40 Millionen Euro belaufen. Täglich nimmt man drei Millionen Euro weniger ein, als man ausgibt.
Auch seien keine Eingänge für die Masse zu erwarten gewesen, weil offene Forderungen mit Globalzessionen belastet sind und eine Finanzierung durch einen Massekredit von den Banken abgelehnt wurde. Zudem sei der spanische Gesellschafter zu keiner Unterstützung bereit gewesen, so Riel weiter.
GPA-djp drängt auf rasches Konjunkturpaket
Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) drängt nun rasch auf ein Konjunkturpaket. Investitionen in den Wohnbau seien bereits vorgesehen, nun wäre ein guter Zeitpunkt für die Regierung, dies umzusetzen, sagte GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian. Die Diskussionen über Notwendigkeit, Umfang und Mittel von Konjunkturstimuli ist bereits am Wochenende heftig entbrannt.
Die anvisierte Auffanggesellschaft für die Alpine wäre jeden Falls eine gute Lösung gewesen, so Katzian. Er sei zuversichtlich, dass nun bei einer Zerschlagung der Alpine Bau ein Großteil der Beschäftigten dennoch gehalten werden könne. Die Gewerkschaft führe derzeit eine Vielzahl von Gesprächen mit anderen Baukonzernen und der Politik. Durch die Kündigungsfrist gebe es nun ein Monat Zeit, eine ordentliche Lösung zu finden, zeigte sich der GPA-djp-Chef zuversichtlich. (APA/red, derStandard.at, 24.6.2013)