Graz - Nach einem Schlaganfall sind Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen, Orientierungsprobleme und kognitive Beeinträchtigungen häufige Folgen. Eine Methode, die die Hirnleistung nach dem Schlaganfall verbessern soll, wurde von Experten der Universität Graz im europäischen Verbund entwickelt. Nun sucht das Institut für Psychologie Studienteilnehmer in der nach-akuten Phase, die das Programm daheim anwenden wollen, meldete die Uni Graz am Montag.

Alle sechs Minuten erleidet ein Österreicher einen Schlaganfall. Wenn die Durchblutungsstörung im Gehirn kurz unterbrochen ist, sterben nur wenige Nervenzellen ab und das Gehirn besitzt noch die Fähigkeiten, die geschädigten Regionen zu kompensieren. "Kontinuierliches und möglichst heimbasiertes Training ist oft unabdingbar, damit Menschen nicht als Folge eines Schlaganfalls in ihrer Mobilität und Unabhängigkeit eingeschränkt bleiben", so Guilherme Wood vom Institut für Psychologie, Leiter des CONTRAST-Projekts am Standort Graz. "Ohne entsprechende Übungen verbessert sich die geistige Verfassung der Patienten kaum oder nur sehr langsam, sodass die Betroffenen unter Umständen einen anspruchsvollen Job nicht mehr ausführen können", warnte der Experte.

Frequenzverteilung nutzen

Die Psychologen, Biologen, Neurologen und die Industriepartner im europäischen Konsortium wollen vor allem die Unterstützung von Patienten in häuslicher Umgebung verbessen, damit die durch den Schlaganfall möglicherweise beeinträchtigten Funktionen wie Konzentrationsvermögen und Aufmerksamkeit wiederhergestellt werden können. Das dazu an der Uni Graz entwickelte Training beruht auf EEG-Neurofeedback, einer Sonderform des Biofeedbacks.

Dabei tragen die Testpersonen eine Elektrodenkappe, die die Hirnströme erfasst. Diese werden von einem Computer in Echtzeit analysiert, nach ihren Frequenzanteilen zerlegt und auf einem Computerbildschirm dargestellt. Die individuelle Frequenzverteilung, die vom Aufmerksamkeits- bzw. Bewusstseinszustand abhängig ist, wird dann für das Training genutzt.

"Die Probanden sehen einen beweglichen Balken, den sie in den angestrebten Frequenzbereich steuern sollen", so Wood. Das gelingt den Testpersonen individuell unterschiedlich. "Manche denken an bestimmte Dinge, anderer konzentrieren sich einfach auf den Balken und warten, dass er sich hebt oder senkt". Den meisten Personen sei es in den bisherigen Versuchen jedenfalls gelungen, ihre Gehirnströme und damit die Bewegung des Balkens zu beeinflussen. "Bereits nach zehn halbstündigen Sitzungen haben wir deutliche Erfolge festgestellt, selbst bei starken neurologischen Beeinträchtigungen", so der Experte. Durch das unmittelbare Feedback seien die Patienten auch mit Begeisterung dabei. (APA, 24.6.2013)