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So verunstaltet wie jene Narren, die im schweizerischen Basel den traditionellen Morgenstreich zelebrieren, soll der Hofnarr in Blumau nicht werden.

Foto: AP/dapd/Rothermel

In dieses "königsblaue" Kostüm soll der Hofnarr schlüpfen. Es wurde von der Wiener Firma "Art for Art" entworfen.

Foto: Rogner Bad Blumau

Alles nur ein PR-Gag? "Nein, überhaupt nicht." Melanie Franke, Direktorin des Rogner Bad Blumau, versichert, dass sie den Spaß ernst meint. Bereits in Kürze soll in der Therme Blumau ein Hofnarr sein Unwesen treiben. Bis dato hat es über 30 Bewerbungen gegeben, wie sie im Gespräch mit derStandard.at sagt. Vom Manager bis zum Musiker ist alles dabei. 24 sind in der engeren Wahl. Die Selektion erfolgt über Einzelgespräche, Dienstantritt ist am 1. Juli.

Kein Clown gesucht

Welches Rüstzeug muss man mitbringen, um als Hofnarr arbeiten zu können? Eine spezifische Ausbildung gibt es schließlich nicht. "Soziale Kompetenzen und Musikalität" seien am wichtigsten, erklärt Franke. Nationalität und Geschlecht spielen keine, Entertainment-Qualitäten nur eine untergeordnete Rolle: "Es geht bei dem Job nicht darum, Leute zum Narren zu halten." Sondern? "Die Gäste wie Könige willkommen heißen." Eine Art Orientierungsanker, der im Empfangsbereich steht und den Ankommenden "Wertschätzung" vermittelt, meint sie. Zuständig für "gute Stimmung" und "musikalische Untermalung". Also weniger Clown und mehr Informationsvermittler.

Gästen Orientierung vermitteln

Die Idee zum Hofnarren sei im Zuge eines größeren Reorganisationsprozesses entstanden, erläutert Franke. Aufgegriffen wurde der Wunsch der Gäste nach einem Informationspunkt, der sich direkt bei der Anfahrt befindet, am so genannten Dorfplatz. Die "überwältigende Architektur", wie sie das von Friedensreich Hundertwasser entworfene Thermenareal bezeichnet, verursache eine Orientierungslosigkeit bei der Ankunft: "Trotz vieler Beschilderungen finden Gäste kaum die Einfahrt in die Tiefgarage." Versuche, der Reizüberflutung mit Pagen oder Conciergen entgegenzusteuern, schlugen fehl. "Sie wurden nicht wahrgenommen."

Abhilfe schaffen soll nun die auffällige Gestalt eines Hofnarren. "Durch das Kostüm und die Gestik." Auch wenn der Hofnarr eine Figur aus dem Mittelalter ist, passt er gut ins Jahr 2013, glaubt die Direktorin: "Es braucht mehr soziale Kompetenz, Herzlichkeit und Kommunikation." Nicht immer Selbstverständlichkeiten in einer Branche wie dem Tourismus.

Topmanager unter den Bewerbern

Der berufliche Hintergrund der Bewerber ist laut Franke so mannigfaltig wie der Job selbst. Beworben hätten sich sowohl Leute, die aus dem Schauspiel kommen als auch Musiker, die ihre Kreativität ausleben wollten. Sogar eine Person aus dem Topmanagement, die den Ausstieg plane, sei dabei. Vom Topmanager zum Hofnarren? "Ja", denn: "Immer mehr Leute orientieren sich an der Lebensqualität." Und nicht mehr am Geld, behauptet sie. Reich werden kann man mit dem Job nämlich nicht. 1.400 Euro brutto zahlt die Therme dem Hofnarren. Pro Monat für eine Vollzeitstelle. Ist das nicht wenig? Nicht für die Branche, sagt Franke: "Das liegt über dem Einkommen eines Conciergen." (om, derStandard.at, 24.6.2013)