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Dass viele chinesische Investoren in französische Weingüter einsteigen, schmeckt so manchem Einheimischen nicht. Zuletzt kam es bei der Weinmesse Vinexpo zum Eklat.

Foto: ap/Laurent Cipriani

Chinesische Investoren kaufen in Frankreich reihenweise Weingüter auf. Und das gefällt nicht allen: Der Zusammenprall zweier Kulturen sorgt unter Winzern für beträchtliche Spannungen.

Paris - Alles war bereit für die "chinese party": Den 3000 Chinesen, die vergangene Woche die Weinmesse Vinexpo in Bordeaux besuchten, sollte ein großer Empfang bereitet werden. China ist das neue Eldorado der französischen Weinhersteller: 1,5 Millionen Hektoliter haben sie 2012 in das Reich der Mitte exportiert. Und diese neue Kundschaft will hofiert sein: Ein Weinhändler lancierte für die "chinese party" eine Geschenkpackung mit vier uralten Flaschen Château Yquem und einem kleinen Goldbarren - Kostenpunkt 250.000 Euro.

Tätlichkeiten im Vollsuff

Doch dann kam es am Vorabend der Vinexpo zum Eklat. Drei junge Franzosen griffen im Vollsuff sechs chinesische Önologiestudenten im Weingut Château la Tour Blanche tätlich an und verletzten einige, wobei sie Sprüche gegen die "Schlitzaugen" grölten. Die neue französisch- chinesische Weinfreundschaft ist schon wieder arg lädiert.

Agrarminister Stéphane Le Foll entschuldigte sich im Namen Frankreichs sofort für die "fremdenfeindliche" Aggression. Die chinesische Botschaft in Paris verurteilte den Akt jedoch "lebhaft" und verlangte "mehr Sicherheit" für die Landsleute in Frankreich.

Die "chinese party" an der Vinexpo Mitte vergangener Woche fand dennoch statt. "Wir sind glücklich, die chinesischen Freunde zu empfangen", deklamierte Mitorganisatorin Catherine Alby. "Sie repräsentieren für uns das wichtigste Importland. Wir wollen ihnen danken und sagen, dass wir sie lieben", erklärte Alby.

Kasinobesitzer schlagen zu

Nicht alle teilen diese hehren Gefühle. In französischen Weingegenden machen sich im Gegenteil antichinesische Ressentiments breit. Für Ärger sorgt zum einen die Drohung Pekings, die Weinimporte aus Europa mit Taxen zu verteuern. Damit reagiert China allerdings nur auf die von Brüssel beschlossene Steuererhöhung auf asiatische Sonnenkollektoren.

Noch mehr Stirnrunzeln verursacht laut Pariser Medien die "Invasion" chinesischer Investoren in französische Rebberge. Im Burgund kaufte ein Kasinobesitzer aus Macao ein Gut in Gevrey-Chambertin, dem einstigen Lieblingswein Napoleons. Im Bordelais, das heißt in der Gegend um Bordeaux an der Atlantikküste, übernahmen Chinesen binnen vier Jahren 50 Weinschlösser.

Schnelles Geld

Anfang Juni erwarb die Investmentgruppe Goldin Financial Holdings auf einen Schlag derer drei, darunter das angesehene Bon Pasteur. Der Milliardär Jinshan Zhang kaufte Grand Mouëys, die bekannte Schauspielerin Zhao Wei Château Monlot. Ein gewisser "Monsieur Wang" - seinen ganzen Namen verschwieg er der Öffentlichkeit - erstand mit Château Bellefont-Belcier den ersten Grand Cru im weltbekannten Gebiet Saint-Emilion.

Dort verkomme die Stimmung wie Wein zu Essig, meinte die Zeitung Le Parisien am Sonntag und beschreibt neureiche Nordchinesen, die in den Restaurants um Bordeaux Wein nach dem Aussehen der Flasche bestellten und ins Handy "Gan Bei" (Prosit) schrien. "Sie kennen nichts vom Wein", wirft der Önologe Benoît Prévost den Investoren aus Fernost vor. "Sie wollen viel Wein herstellen, und zwar sehr schnell. Dabei braucht der gute Wein gewiss viel Geld, aber auch viel Zeit - Jahre und nochmals Jahre."

Wahre Liebhaber

Denis Saverot, Herausgeber der Zeitschrift Revue du Vin de France, wendet allerdings ein: "Vermeiden wir Karikaturen, denn an den Messen trifft man unter den Chinesen wahre Liebhaber, die wirklich internationales Niveau erreichen wollen."

Für den schlechten Ruf sorgten vor allem jene Großinvestoren, die sich nur deshalb in französische Weingüter einkauften, um in China unter dem gleichen Namen eine Billigimitation herauszubringen, so Saverot. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 25.6.2013)