Graz - Krankenhaus-Keime bilden eine wachsende Gefahr für die Gesundheit der Patienten, bestmögliche Hygienekonzepte sind daher seit Jahren ein großes Thema. Radikale Maßnahmen zur Keimabtötung müssen jedoch nicht unbedingt die optimale Strategie sein: Diese Folgerung ergibt sich aus einer aktuellen Studie über die Artenvielfalt unter Krankenhaus-Keimen, wie die Technische Universität Graz berichtet.

Grazer Forscher haben die Mikroorganismen auf einer Intensivstation am Grazer Uniklinikum genauer untersucht und sind dabei auf eine unerwartet große Vielfalt gestoßen – darunter auch zahlreiche potenzielle Nützlinge. Bisherige Hygiene- und Sterilitätsmaßnahmen vernichten jedoch auch den nützlichen Teil des Mikrobioms. Die Studie, durchgeführt am Grazer Universitätsklinikum, legt daher den Grundstein für eine neue Bewertung von Hygiene- und Sterilitätskonzepten.

"Wer bei Bakterien im Krankenhaus sofort an gefährliche Erreger denkt, irrt: Wir haben eine überraschend hohe Anzahl an Nützlingen nachgewiesen", betont Gabriele Berg vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz. Das Fazit der Grazer Wissenschafter ist also nicht, mehr Sterilität zu fordern – im Gegenteil: „Die Nützlinge im Krankenhaus-Mikrobiom stellen sich potenziellen Krankheitserregern entgegen und sind daher zu fördern", sagt Berg. Bisherige Hygiene- und Sterilitätsmethoden unterscheiden aber nicht zwischen wünschenswerten und gefährlichen Bakterien. "Es braucht daher ein anderes Verständnis von Sterilität und eine neue Bewertung bisheriger Hygienemaßnahmen im Krankenhausbetrieb", so Berg. (APA/red, derStandard.at, 28. 6. 2013)