Eh klar. Strache ist jetzt dafür, dass die österreich-türkischen " Erdogan-Fans" zurück in die Türkei sollen. Das war jetzt wirklich nicht überraschend. Aber wenn wir jetzt damit anfangen, Anhänger von autoritären Führern und von Gewaltlösungen zu deportieren, dann müsste man wohl auch ein paar echte Inländer ...

Die Pro-Erdogan-Demonstranten, darunter mit Sicherheit nicht wenige österreichische Staatsbürger, tragen natürlich dennoch eine Auseinandersetzung aus der Türkei nach Österreich. Zutage tritt nun, worüber kundige Beobachter schon längst Bescheid wussten: ein guter Teil der hiesigen türkischstämmigen Bevölkerung ist politisch äußerst konservativ, religiös und nationalistisch.

Ein Meer von türkischen Fahnen, Sprechchöre wie "Ya Allah, Bismillah, Allahu Ekber!" (Bei Gott, im Namen Gottes, Gott ist größer) und ein live über Lautsprecher aus der Türkei zugeschalteter Premierminister Erdogan ("Ich grüße euch in Wien") zeigen da eine beachtliche Organisations-Power und religiös-politische Mobilisierungskraft.

Die Demo verlief vollkommen friedlich. Dafür sorgen schon die Organisatoren im Hintergrund (die dem türkischen Staat bzw. der national-religiösen Erdogan-Partei AKP nahestehen). Aber diese Mobilisierung geschieht ganz bewusst. Erdogan bemüht sich schon seit Jahren, die Auslandstürken in Europa zu vereinnahmen. In Wien ist es ihm mit dieser Demo gelungen. (DER STANDARD, 25.6.2013)