Grüne Bautensprecherin Moser attackiert ÖVP-Quereinsteigerin Steinacker: " Sie wurde vom Rechnungshof für Verwaltung und Verkauf der ÖBB-Immobilien in Grund und Boden kritisiert."

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 Wien - Als "Expertin im Immobilienbereich" und als "wichtige Stütze" im Kampf für leistbares Wohnen stellte ÖVP-Obmann Michael Spindelegger unlängst seine Listenzweite für die Nationalratswahl vor: Michaela Steinacker, Jahrgang 1962, bisher Raiffeisen-Managerin, davor als Chefin der ÖBB-Immobilien GmbH tätig, nachdem sie der damalige ÖBB-Chef Martin Huber zur Bahn geholt hatte.

Doch die Grüne Gabriela Moser, Exvorsitzende des U-Ausschusses zu den Korruptionsaffären, stellt im Standard-Gespräch offen Steinackers Immo- Kompetenz infrage - und verweist dazu auf einen Bericht des Rechnungshofes aus dem Jahr 2008, der nicht nur das damalige Jahresgehalt der heutigen ÖVP-Quereinsteigerin (medial kolportiert wurden mehr als 400.000 Euro, Anm. d. Red.) samt großzügigen Boni beanstandete, sondern auch die Immo-Deals der ÖBB zerpflückte. "Ich verstehe das nicht", sagt Moser, "Steinacker wurde für die Verwaltung und den Verkauf der ÖBB-Immobilien in Grund und Boden kritisiert".

Mehr als der Kanzler

Wörtlich hielten die Prüfer einst fest: "Der Anstellungsvertrag der Geschäftsführerin (...) beinhaltete großzügige Konditionen. Das Jahreseinkommen der Geschäftsführerin lag im Jahr 2006 um 52 Prozent über dem Jahresbruttobezug des Bundeskanzlers." Für die Grundstücksgebahrung der Bundesbahnen-Holding und einzelner ÖBB- Gesellschaften konstatierte der Rechnungshof kurzgefasst: "Es fehlten Kosten-Nutzen-Analysen. Entscheidungen waren nicht ausreichend begründet; es mangelte ihnen an Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Eine schriftlich festgelegte langfristige Immobilienstrategie lag nicht vor." Und: "Die ÖBB-Immobilien GmbH selbst verfügte über keine Innenrevision."

Ob die Kritik der obersten Kontrolleure gerechtfertigt war? Steinacker: " Was mich an der Kritik des Rechnungshofes gestört hat, war die Polemik. Zum Beispiel wurde meine Gage mit der des Kanzlers verglichen und nicht mit denen von anderen Managern in ähnlichen Positionen. Ich habe Leistungen erbracht und bin dem Vertrag entsprechend entlohnt worden. Ich verstehe also nicht wirklich, warum die Kritik so harsch ausgefallen ist." Und laut Gerüchten hätte die Managerin bei Raiffeisen doch neue Aufgaben in deren Immobilienreich übernehmen sollen - ob der Vertrag jetzt nicht verlängert wurde? "Ich bin ab 1. Juli 2013 Generalbevollmächtigte für Immobilien bei der Raiffeisen Evolution. Als Beiratsvorsitzende verantworte ich auch die strategische Steuerung des Unternehmens." (Nina Weissensteiner, DER STANDARD, 25.6.2013)