Ecuador ist ein wunderbares Land mit schneebedeckten Vulkanen, fruchtbaren Tälern, einer herrlichen Küste und Amazonas-Urwald. Doch noch viel wichtiger für Edward Snowden dürfte sein: Ecuador gehört zur "Achse der Rebellen", den linken Regierungen Lateinamerikas, die sich gegen die USA auflehnen. Der Asyl-Pakt zwischen Snowden und Präsident Rafael Correa ist deshalb für beide ein Gewinn: Snowden kann sich in dem Andenland sicher fühlen, und für Correa ist er eine Trophäe – wie Julian Assange, der sich in Ecuadors Botschaft in London verschanzt hat.

Doch es geht Correa nicht nur darum, dem großen Bruder in Norden die lange Nase zu zeigen, sondern auch ums eigene Image. Soeben hat er ein restriktives Mediengesetz durch den Kongress gebracht, das eine mit Zensurmöglichkeiten versehene und von der Regierung kontrollierte Aufsichtsbehörde vorsieht und neue Straftatbestände schafft wie "medialen Rufmord". Vom Hüter der Meinungs- und Informationsfreiheit ist Correa weit entfernt.

Doch jetzt ist ihm erst einmal internationale Sympathie sicher. Wie lange, bleibt fraglich. Mittelfristig bringen Snowden und Assange vermutlich Probleme: Im kommenden Monat laufen die Zollerleichterungen aus, die ecuadorianische Exportprodukte im Rahmen der US-Anti-Drogen-Politik genießen. Dass der US-Kongress das Zugeständnis unter diesen Umständen erneuert, ist unwahrscheinlich. (Sandra Weiss, 25.6.2013)