Neben dem Rückgang des geförderten Segments zeichnet sich für das Wifo in Österreich auch ein Nachlassen des freifinanzierten Angebotes ab.

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Der Druck auf die europäische Bauwirtschaft hält 2013 an. Laut der aktuellen Prognose des Forschungsnetzwerks Euroconstruct, dem 19 europäische Länder - darunter auch Österreich -, angehören, dürfte das Bauvolumen heuer im Jahresdurchschnitt um 2,8 Prozent niedriger sein als im Vorjahr. Insgesamt dürften somit in den 19 Ländern (Details siehe unten) rund 1,3 Millionen Wohneinheiten fertiggestellt werden, das wären um rund 125.000 weniger als 2012.

Der österreichische Wohnungsneubau dürfte dagegen heuer um 0,8 Prozent zulegen, wie das Wifo in Wien, der österreichische Partner des Netzwerks, am Dienstag in einer Aussendung bekanntgab. Die Entwicklung werde vom Anstieg der Bevölkerungszahl und der Zahl der Haushalte, von der relativ günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt, die sich jedoch verschlechterte, und dem Anstieg der Immobilienpreise begünstigt.

Weniger Bewilligungen

In den nächsten Jahren werde der heimische Wohnungsneubau allerdings schwächer expandieren, denn die Baubewilligungen sanken bereits 2012 um über zehn Prozent. Neben dem Rückgang des geförderten Segments zeichne sich somit auch ein Nachlassen des freifinanzierten Angebotes ab.

Der Abwärtstrend werde sich 2013 in etwas abgeschwächter Form fortsetzen, 2014 aber stabilisieren, analysierte Wifo-Bauexpertin Andrea Kunnert. Sie rechnet für heuer mit 35.800 Bewilligungen, 2014 mit 35.900.

Im europäischen Vergleich bleibt die heimische Wohnbaurate, also die Zahl der bewilligten Wohneinheiten je 1.000 Personen, heuer zwar mit 4,2 Einheiten vergleichsweise hoch (der Euroconstruct-Schnitt liegt bei 3,1 Einheiten), liegt jedoch deutlich unter dem Spitzenwert von 2011. Damals wurden insgesamt 42.200 bzw. fünf Einheiten je 1.000 Personen bewilligt; der Euroconstruct-Schnitt lag damals bei 3,5 Einheiten.

Spardruck dämpft Tiefbau

Gesamteuropäisch betrachtet dämpft der öffentliche Spardruck insbesondere die Tiefbauproduktion. Diese schrumpft seit vier Jahren und wird heuer um knapp ein Fünftel unter dem Höchstwert von 2009 zu liegen kommen - damals allerdings gestützt durch Konjunkturbelebungsmaßnahmen.

"Ausbau und Sanierung der Verkehrsinfrastruktur geraten dadurch in Rückstand und sind in einzelnen Bereichen bereits stark überlastet", heißt es von Euroconstruct. Vor allem in Nord- und Mitteleuropa reagiere die öffentliche Hand bereits darauf, für 2014 wird hier deshalb eine Kehrtwende im Tiefbau erwartet. Die Wachstumsaussichten für die nächsten Jahre sind dennoch insgesamt ungünstig.

Spanien und Portugal weiter Schlusslichter

Freilich ist auch der Hochbau und hier insbesondere der Geschäftsbau und Bürobau stark von der Konjunkturschwäche in Europa geprägt. Insgesamt schrumpft das Bauvolumen im sonstigen Hochbau 2013 um 3,3 Prozent. Besonders negativ ist derzeit die Entwicklung in Spanien und Portugal, in nur wenigen Ländern sind Zuwächse zu beobachten.

Zu den 19 Euroconstruct-Ländern zählen 15 westeuropäische Länder, nämlich Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz und Spanien, sowie vier ostmitteleuropäische Länder (Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn). (red, derStandard.at, 25.6.2013)