Josip Tešija, Fashionist in der Zagreber Innenstadt.

Foto: Woelfl

Für den Alltagsgebrauch: Sportmode.

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Das kroatische Karo findet auch in der Mode Niederschlag.

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Im Sommer fängt das immer an mit dem Karo. Da rennt die halbe Stadt, vor allem die Buben in diesen Karo-Hosen herum. Und Du fragst Dich: Hat denn die dieser Viereck-Zwang etwas mit der Šahovnica, dem Wappen Kroatiens zu tun, das geschachtelt ist, in 25 Felder von Rot und Silber? Oder warum muss alles hier immer im Karierten enden? Warum diese Uniformität? Aber vielleicht ist das ungerecht, und diese Allerweltsshort ist in anderen Teilen Europas auch so verbreitet. Wie auch immer: Kaum hat es mehr als 22 Grad dominiert auf Zagrebs Straßen das Karo. Ein kariertes Land kommt in die EU? Was tut sich eigentlich prinzipiell in Sachen Mode in Kroatien?

Mischung aus Design und Kunst

Wir fragen am besten Josip Tešija, der in Tkalčićeva, der Ausgehstraße von Zagreb, im "Tea", dem wahrscheinlich besten Fashion-Laden der Stadt steht. "Das Besondere an der kroatischen Mode ist das Volumen, die Geometrie und die Mischung aus Design und Kunst", erklärt Tešija, der selbst modelt und ein Foto herzeigt, auf dem er wie in Mehl gepudert, eine große Schlange um den Hals trägt. Tešija hat Recht. Zagreb ist voll von kleinen Designerläden, die lokale Mode verkaufen, die immer etwas erzählen will. Meistens haben diese Kleider tatsächlich viel Volumen, was im Gegensatz zu dem balkanisch-trashigen Dresscode steht, der für Glimmer, Schimmer und Sex steht, jedenfalls Mode als zweite Haut versteht. Das ist in Zagreb überhaupt nicht der Fall. Oft sind auf den kroatischen voluminösen Kreationen Applikationen zu sehen, fast so als würde man Kleidung als Bildnis verstehen.

Balkanische und italienische Element

Auch die Höhe der Absätze folgt im Durchschnitt nicht dem balkanischen Vorbild: Die meisten Leute in Zagreb sind mitteleuropäisch dezent gekleidet, es gibt natürlich Ausnahmen, aber die Liebe zum Trash-Schick mit all den schönen Tigermustern, dem Strass und Gold ist ganz eindeutig weiter im Süden der Balkanhalbinsel zu finden. Hier orientiert man sich offensichtlich eher an Italien als an Serbien. Das kann man etwa auch an Zoran Milanović, dem Premierminister sehen, der immer in schlank geschnittenen schicken Anzügen und mit präzisem Scheitel in Erscheinung tritt.

Vorbild: Osmanische Pluderhose

Trotzdem kommt mit dem Beitritt Kroatiens zur EU doch ein wichtiges balkanisches Element hinzu: die Trainingshose. Nicht unbedingt im Zentrum, aber doch in den Außenbezirken sieht man viele Männer in Caféhäusern mit der Sportmode herumsitzen. Und obwohl manche finden, dass das prolo und ein bisschen wie ein Pyjama wirkt, so schauen die oft glänzenden, gerade geschnittenen Trainingshosen doch auch irgendwie gut aus. Man muss nur diesen mitteleuropäischen Blick ausschalten und dann ist die kroatische Trainingshose ganz sicherlich eine Bereicherung in Sachen Mode für die Europäische Union. Tešija erklärt auch woher der Trend zur "Trenerka" kommt: "Vom Volumen her erinnert das an die Dimije", sagt er. Die Dimije ist diese osmanische Pluderhose, die heute noch in Bosnien-Herzegowina vor allem am Land von Frauen getragen wird. (25.6.2013)