Wien - Rund 300 Wissenschafts- und Bildungsjournalisten arbeiten in Österreich, sagt eine am Dienstag in Wien präsentierte Studie vom Medienhaus Wien. Der Journalismus in diesem Bereich ist von prekären Beschäftigungsverhältnissen, hohem Arbeitsdruck, unsicherer finanzieller Lage und ebensolcher Job-Zukunft geprägt. Sich selbst sehen Journalisten als "neutrale Vermittler von Informationen", wie die im Auftrag des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten durchgeführte Studie zeigt.
Vor allem das hohe Ausmaß an prekären Beschäftigungsverhältnissen bringe die Gefahr mit sich, dass in den Bereichen tätige Journalisten in Interessenskonflikte gelangen könnten. Den Anteil an freien Journalisten weist die Studie mit 41 Prozent deutlich höher als im Branchen-Durchschnitt aus.
Angestellte beurteilen die Höhe der Bezahlung mit der Note 2,48 (nach Schulnoten-System), freie Journalisten mit 3,5. Mehr als jeder zweite Befragte bekommt zumindest einen Teil seines Gehalts (mittleres Netto-Einkommen pro Monat: 2.431 Euro) durch andere journalistische oder PR-Tätigkeiten. Vor allem Nebentätigkeiten für Firmen und Forschungseinrichtungen sehen 61 Prozent der Journalisten selbst als problematisch. Derartige Doppelgleisigkeiten seien "eine logische Konsequenz, wenn man die finanzielle Unterfütterung des Bereichs betrachtet", so Studienautor Andy Kaltenbrunner.
Laut Untersuchung (aufbauend auf qualitativen Interviews wurden 100 Personen befragt) sind Wissenschafts- und Bildungsjournalisten älter (Mittelwert: 47,3 Jahre) als ihre Kollegen, auch der Frauenanteil (56 Prozent) ist höher als unter allen österreichischen Journalisten (42 Prozent). 65 Prozent haben ein Studium absolviert - ein doppelt so hoher Akademikeranteil wie in anderen Ressorts.
"Objektive Vermittler"
Sich selbst sehen Wissenschafts- und Bildungsjournalisten als "objektive Vermittler", die ihrem Publikum komplexe Sachverhalte erklären und vermitteln, neutral und präzise informieren. Im Gegensatz zu Kollegen anderer Ressorts, spielen für sie Kritik und Kontrolle gegenüber Wirtschaft und Politik eine geringere Rolle.
Den Arbeitsdruck im Wissenschafts- und Bildungsjournalismus bezeichnete der Studienautor als "besonders hoch": 44 Prozent der Angestellten arbeiten mehr als 40 Stunden pro Woche. Die Arbeitszufriedenheit ist dennoch hoch. Kein Wunder - sieht sich doch nur jeder sechste Befragte manchmal zu beruflichen Handlungsweisen gedrängt, die ihn mit dem eigenen Gewissen in Konflikt bringen. Unter allen Journalisten trifft das laut Studie auf mehr als ein Drittel zu.
Sorgen bereitet den Berichterstattern allerdings ihre Jobzukunft: Angestellte geben der Jobsicherheit die Schulnote 2,4, freie Journalisten nur 3,47. "Wissenschafts- und Bildungsjournalisten machen ihre Arbeit gerne - aber sie wissen nicht, wie lange noch", heißt es in der Studie.
Die Untersuchungsergebnisse sollen auch als Grundlage für eine breite Diskussion über die Arbeitssituation der Journalisten und des Wissenschaftsjournalismus in Österreich dienen, erklärte der Vorsitzende des Klubs, Oliver Lehmann, bei der Präsentation. Für den Herbst sei eine Buchveröffentlichung zum Stand der Diskussion angedacht. (APA, 25.6.2013)