Bild nicht mehr verfügbar.

Die Initiative "Checkit" der Stadt Wien führt kostenlose und anonyme Drogenanalysen auf Großveranstaltungen durch. "Unser Ziel ist eine Strategie der Risikominimierung", sagt der Wiener Toxikologe Rainer Schmid.

Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Etwa 20 Mal im Jahr ist das mobile Drogenlabor der von der Gemeinde Wien finanzierten "Checkit!"-Initiative im Einsatz. Dann tingelt das Team aus Labor- und Toxikologie- und Pharmakologie-Spezialisten zu großen Jugend- veranstaltungen, um über die Gefahren von Drogen zu informieren und kostenlose Analysen durchzuführen.

Jährlich 6.000 "Kunden"

"Unser Ziel ist eine Strategie der Risikominimierung. Wir reden hier von Freizeitdrogen, die am ehesten eine akute Problematik darstellen können" sagt der Wiener Toxikologe Rainer Schmid in dem blauen Bus, der mit High-Tech-Geräten und EDV sowie einem herkömmlichen Laborplatz angeräumt ist. Vier Proben können gleichzeitig analysiert werden, eine Analyse dauert nicht länger als fünf Minuten. Pro Event können so um die hundert, manchmal auch 200 Substanzen untersucht werden. Pro Jahr werden rund 6.000 potenziell Betroffene erreicht.

Das gesamte System besteht zunächst aus einem Zelt, in dem Besucher des jeweiligen Ereignisses, meist Raves oder Festivals, in geschützter Atmosphäre Proben von angeblichen "neuen psychoaktiven Substanzen" abliefern können. "Die Proben werden in Alkohol aufgelöst. Mittels High Performance Liquid Chromatography und Massenspektro- metrie erfolgt die Analyse", sagt Labortechniker Axel Führer. 

Drogenkonsum meist "Durchgangsphänomen"

Gesucht wird nach den gängigen verbreiteten psychoaktiven Substanzen. "Wir können natürlich nur finden, wonach wir suchen. Doch auch 'neue' Substanzen sind oft den älteren sehr ähnlich. Und dann sehen wir an unseren Kurven auch noch, ob da in einer Probe noch andere Stoffe enthalten sind", sagt Schmide nach Zuordnung werden die Ergebnisse der nummerierten Analysen dann auf Aushängen mit unterschiedlichen Farben an einer Anschlagtafel "publiziert". Der Konsument weiß dann, ob eventuell Gefahr (rot) bestehen könnte.

Mit der seit Jahrzehnten bekannten Suchtgiftszene von zumeist psychisch Kranken, die in die Opiatabhängigkeit gleiten, hätte das nichts zu tun. "Wir wollen, die Konsumenten informieren und bewirken, dass sie ein Risikobewusstsein entwickeln. Wir gehen nicht zu ihnen mit erhobenem Zeigefinger", sagt Schmid.

Der Drogenkonsum sei fast immer ein "Durchgangsphänomen" im Alter zwischen 17 und 25 Jahren, so Schmid: "Die Jugendlichen hören mit dem Konsum auch wieder auf, wenn sie nicht mehr zu diesen Jugend- veranstaltungen gehen."

Win-Win-Situation für alle

Der positive Nebeneffekt von "Checkit!": Durch die Analysen und die Suche nach eventuell noch nicht bekannte Substanzen behält man in Wien und Umgebung auch Überblick über das, was am illegalen Markt angeboten wird - eine Win-Win-Situation für alle.

Im vergangenen Jahr wurden in Europa 73 neue Substanzen registiert, vier davon in Österreich. "Es sind vor allem Stoffe mit Amphetamin-ähnlicher oder THC-ähnlicher Wirkung. Nachdem wir wenig über sie wissen, ist das potenzielle Risiko groß", sagt Schmid. (APA/red, derStandard.at, 25.6.2013)