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"Die Korrektur war in einigen Kapitalmärkten gesund", ist Aziz Unan, Fondsmanager des Ottoman Fund bei Renaissance Asset Managers, überzeugt.

Foto: AP/Ponomarev
Grafik: Blackrock

Seit zwei Monaten stehen alle Anlagen auf der Verkaufsliste, die nur entfernt etwas mit Risiko zu tun haben. Lipper hat für derstandard.at die Daten der in Österreich zugelassenen Fonds ausgewertet. Dabei zeigt sich: 200 der 243 bei Lipper verfügbaren Anlageklassen sind im Minus, im Schnitt steht ein Verlust von über 3,7 Prozent zu Buche. Von den 7.098 in Österreich zugelassenen Fonds haben knapp 1.200 mehr als fünf Prozent verloren.

Schwellenländer-Fonds unter Wasser

Besonders drastisch sind seit dem 1. Mai jene Fonds betroffen, die in Schwellenländer investieren. Brasilianische, thailändische und australische Aktienfonds haben im Schnitt je mehr als 15 Prozent verloren. Globale Schwellenländer-Anleihenfonds in lokaler Währung mehr als acht Prozent. Einige dieser Verluste sind darauf zurückzuführen, dass die Aussicht auf eine Straffung der US-Geldpolitik einige Währungen, wie den südafrikanischen Rand oder den australischen Dollar unter Druck gebracht hat. Doch dazu kommen die Sorgen um Chinas Finanzstabilität, und Proteste in Brasilien und der Türkei.

Für Analysten der Royal Bank of Scotland ist der herbe Ausverkauf bei vielen Anlageklassen auch die Folge der massiven Kapitalflüsse aus den Industrienationen. Tatsächlich haben gerade bei Anleihen aus Schwellenländern vor allem Investoren aus New York, London oder Frankfurt zugegriffen, die auf der Suche nach höheren Renditen waren. Der Anteil der Anleihen, die im ausländischen Besitz sind, hat sich seit 2010 knapp verdreifacht. Jetzt sei aber wieder Geld abgezogen worden und habe daher zu dem Kursrutsch geführt.

Gesunde Korrektur

Für Aziz Unan, Fondsmanager des Ottoman Fund bei Renaissance Asset Managers und zuständig für türkische Aktien, hat die neue Unsicherheit an den Finanzmärkten lediglich zu einer "Normalisierung" geführt. So haben sich die Renditen zehnjähriger türkischer Anleihen wieder bei knapp neun Prozent eingependelt. "Die Korrektur war in einigen Kapitalmärkten gesund", ist Unan überzeugt. Blickt man auf die schlimmsten Verlierer seit Mai, tauchen gerade auch jene Anlageklassen auf, die davor besonders gut gelaufen waren. Thailändische Aktienfonds etwa haben in den vergangenen drei Jahren 75 Prozent zugelegt, jetzt sind sie 16 Prozent gefallen.

Fallende Kurse als gutes Zeichen

Die vergangenen Verluste haben das künftige Potenzial einiger Anlageklassen daher erhöht, sind sich Experten sicher. So betont der Fondsmanager Joshua Crabb, der bei dem US-Vermögensverwalter Blackrock für asiatische Aktien zuständig ist, dass die jüngste Korrektur bereits einen attraktiven Einstiegszeitpunkt darstellt. "Heute ist der Markt deutlich besser bewertet als zu Jahresbeginn", so Crabb zu derstandard.at.

Aktuell ist etwa der Preis-Buch-Wert des asiatischen Aktienmarkts genauso günstig wie zwischen 2000 und 2002. Langfristig war das ein gutes Zeichen für die nachfolgende Aktienperformance. Bei geringen Preis-Buchwert-Verhältnissen, also wenn Anleger asiatische Aktien relativ günstig zum Buchwert kaufen konnten, haben relativ hohe Renditen gewinkt. Zwar könne es noch weitere Kursverluste geben, "aber asiatische Aktien sind nach allem Dafürhalten historisch günstig. Jetzt, wo sie keiner haben möchte, sind sie wieder interessant geworden", sagt Crabb. (Lukas Sustala, derStandard.at, 25.6.2013)