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Swoden-Unterstützer in Hongkong

Foto: AP

Zwei Tage nach der Flucht des US-Whistleblowers Edward Snowden aus Hongkong geht das Rätselraten um dessen Verbleib weiter. Der IT-Spezialist sei am Sonntag in Moskau gelandet und hätte am Montag nach Havanna weiterfliegen sollen, diesen Flug jedoch nie angetreten, hieß es am Dienstag aus Flughafenkreisen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte doppeldeutig, Snowden habe nie die russische Grenze überquert.

Jede Spur

Dies könnte sowohl bedeuten, dass der 30-Jährige nie nach Russland geflogen ist, aber auch, dass er sich zumindest vorübergehend im Transitbereich des Flughafens aufhielt. US-Außenminister John Kerry forderte Russland am Dienstag erneut auf, Snowden auszuliefern. Der US-Geheimdienst dürfte also davon ausgehen, dass sich der Whistleblower weiterhin in Moskau aufhält.

Auf dem Moskauer Flughafen fehlte nach Angaben von anwesenden Journalisten jedoch jede Spur des US-Geheimdienstmitarbeiters. Allerdings soll der 30-Jährige nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen zumindest eine Nacht in einem Hotel im Transitbereich verbracht haben.

Snowden selbst sorgte unterdessen mit der Aussage für Aufsehen, sich mit dem Ziel in den US-Geheimdienst "eingeschleust" zu haben, das Überwachungsprogramm der US-Regierung im Internet aufzudecken. Allein aus diesem Grund habe er den Job als IT-Techniker bei der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton angenommen, die im Auftrag des US-Geheimdienstes NSA am Überwachungsprogramm PRISM beteiligt war, zitierte ihn die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" vom Dienstag.

Spielt er mit Journalisten und Behörden Katz und Maus

Seitdem der Whistleblower am Sonntag trotz Haftbefehls aus Hongkong ausreiste, spielt er mit Journalisten und Behörden Katz und Maus. Noch am Montag hieß es, Snowden solle über Kuba nach Ecuador ausfliegen, wo er um Asyl angesucht hat. Doch der von ihm gebuchte Platz blieb leer, auch an Bord des Dienstagfluges nach Havanna war der IT-Spezialist nach Angaben der Staatsagentur RIA Nowosti nicht. Nach Angaben von Wikileaks wurden am Dienstagmorgen drei Flugzeuge, die in Hongkong für den Fall bereitgestanden seien, dass Snowden nach Island ausfliegen wolle, wieder storniert.

Am globalen Versteckspiel rund um den Geheimdienstmitarbeiter beteiligte sich auch die norwegische Piratenpartei. Diese veröffentlichte auf ihrer Homepage eine Unterstützungserklärung sowie ein Foto mit Parteichef Öystein Jakobsen, der eine Bordkarte für einen allfälligen Weiterflug Snowdens von Oslo nach Island in die Kamera hält. Die Partei habe von Wikileaks erfahren, dass Snowden versuchen könnte, über Oslo nach Island zu gelangen, hieß es auf der Hompage. Jakobsen habe daraufhin das Ticket für den Weiterflug gekauft.

Russland wiederum wies am Dienstag jegliche Unterstützung für Snowden zurück. "Er hat seine Fluchtroute selbst gewählt ... Wir haben davon aus den Medien erfahren," erklärte der Außenminister. "Wir haben in keiner Weise etwas mit Herrn Snowden, seinem Verhältnis zur US-Justiz oder seinen Bewegungen um die Welt zu tun." Die Versuche, Russland als Schuldigen darzustellen, seien "inakzeptabel" und "ohne jegliche Grundlage", so Lawrow.

"Unangemessen"

Ähnlich äußerte sich China, nachdem die USA mit Empörung auf die Flucht des 30-Jährigen aus Hongkong reagiert hatten und von "negativen Konsequenzen" für die Beziehungen zwischen den beiden Staaten gesprochen hatten. Peking könne die Vorwürfe "nicht akzeptieren", sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying. Es sei überdies "unangemessen" von Washington, die Entscheidung der Hongkonger Behörden infrage zu stellen. (APA, 25.6. 2013)