Meme tritt Meme: McKayla "is not impressed" Maroney, US-Präsident Barack Obama und der Stoned Fox. 

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Der Stoned Fox in voller Pracht.

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Als die britische Künstlerin Adele Morse ihren ausgestopften Fuchs bei Ebay zum Verkauf anbot, hätte sie nie damit gerechnet, Fanpost aus Russland zu erhalten. Darum ging sie zunächst auch von Spam aus. Schließlich ist sie der Meinung, dass der haltbare Jäger längst nicht ihre beste Kreation ist. "Aber dann", erzählt sie, "dann sah ich die Bilder."

Ohne dass Morse es mitbekommen hatte, hat sich ihr Fuchs in Russland zur Internetsensation entwickelt. Die Menschen dort hatten Fotos von der Ebay-Website genommen und die Bilder so bearbeitet, dass humorvolle und häufig auch satirische Szenen dabei herausgekommen sind. Im Fokus immer: der Fuchs mit seinem etwas ungewöhnlichen Aussehen.

Den Fuchs gibt es jetzt auf berühmten russischen Gemälden, er fährt in der Metro oder nimmt Anweisungen von einem Fußballtrainer entgegen. Er hat sogar einen Spitznamen verpasst bekommen, der seinem merkwürdigen Aussehen gerecht wird: Der bekiffte Fuchs.

Häufig werden die Bilder verwendet, um sich über bekannte Menschen und Politiker lustig zu machen – Stilmittel ist immer der Fuchs. Es ist eine moderne Version von Humor aus der Sowjet-Zeit, der sich gegen die Mächtigen im Land richtet.

In einem Video sitzt das rothaarige Tier mit einem Bier auf der Kühlerhaube eines SUV. Es raucht lässig, während Premierminister Dmitri Medwedew sich für eine härtere Bestrafung von betrunkenen Autofahrern einsetzt. In einem anderen Foto sitzt der Fuchs neben einem dicken Polizisten – die Posen ähneln sich.

"Die Russen sind so kreativ. Sie haben es geschafft, aus einem ausgestopften Tier eine komplette Bewegung ins Leben zu rufen", sagt der 28-jährige Denis Gladyshev, als er sich den Fuchs im Mai in einem Moskauer Museum ansah.

Einige Russen machen für die Popularität des Fuchses das häufige Auftreten seiner Artgenossen in sowjetischen Cartoons und russischen Märchen verantwortlich. Andere glauben, dass er mit seinem Aussehen und den merkwürdigen Augen vielen Betrunkenen ähnlich sieht, denen man in einem vom Alkoholismus gepeinigten Land häufig begegnen kann.

Jeder Besucher grüßte den Fuchs

Morse entwarf den Fuchs vor ein paar Jahren, als sie als Kunststudentin an der Royal Academy in London arbeitete. Für ihren ersten Versuch, einen Fuchs auszustopfen, besorgte sie sich einen Tierkadaver. Das Exemplar, das sie schließlich geliefert bekam, war jedoch leicht derangiert. Das Tier war mit der Schnauze in eine Falle geraten. Morse bearbeitete das Gesicht und verpasste dem Fuchs ein flacheres, mehr menschliches Profil.

Am Anfang wollte Morse ihren Fuchs auf die Hinterbeine stellen. "Dann setzte ich ihn hin, um mich von der Arbeit auszuruhen. Und er sah mich an und es war fast, als wolle er sagen: 'Können wir einfach aufhören??'", berichtet Morse. "Also sagte ich mir: 'OK, wir sind fertig.'"

Drei Jahre lang stand oder besser gesagt saß der Fuchs im Atelier von Adele Morse. "Ich bewertete die Arbeit als totalen Reinfall. Allerdings hatte er Persönlichkeit", erzählt sie. "Die Leute kamen vorbei, streichelt ihn und sagten Hallo."

Als sie im vergangenen Jahr ihr Studio aufräumte, entschied sich die Künstlerin schließlich doch dafür, den Fuchs auf Ebay zu verkaufen. Als Startpreis gab sie 20 US-Dollar an. Doch das Tier erwies sich als sehr gefragt. Der Preis stieg stetig an.

Am Ende erhielt Mike Boorman den Zuschlag, ein britischer DJ und Musikpromoter. Für 500 Dollar ersteigerte er den Fuchs. Jedoch nicht für sich selbst, sondern für einen anderen, bekannteren DJ. Dem hatte das Tier so gut gefallen, dass er erklärt hatte, kostenlos bei dem aufzutreten, der ihm den Fuchs schenken würde.

Schon Tage, bevor die Auktion zu Ende war, war der Fuchs ein gefeierter Star im russischen Internet. Online-Nutzer luden Bilder herunter, die Morse auf Ebay gepostet hatte, und bearbeiteten sie nach. Auf einem dieser Fotos ist er gemeinsam mit Russlands Präsident Wladimir Putin auf dem Rücken eines Pferdes zu sehen. Auf einem anderen sitzt er gemeinsam mit Schauspieler Keanu Reeves auf einer Bank, während eine Taube vorbeiläuft.

"Er ist besinnlich, wie ein alter betrunkener Mann. Ganz egal, in welchem Kontext, er sieht immer gleich aus", sagt Morse.

Fangruppen für den Fuchs im Internet

Fans bauten Websites und gründeten Gruppen in sozialen Netzwerken, um ihr Maskottchen zu feiern. Einige finden es unfair, den Fuchs bekifft zu nennen. Alexei Shunkow, ein Russe, der Morse im Anschluss an die Ebay-Auktion kontaktierte, sagt, die Augen seien vielmehr ein Fenster zu einer tieferen, kultivierteren Seele. "Er erkennt die Sinnlosigkeit von allem um sich herum", glaubt Shunkow.

Im April lud die Lifestyle-Website Geometria.ru Boorman und Morse nach St. Petersburg ein, um den Fuchs in einem Café auszustellen.

"Wir waren auf der Suche nach etwas mit Wow-Faktor, das Besucher anlocken würde", sagt Nikolai Anisimow, der Leiter der Website. Die zusätzlichen Umsätze, die sich durch den Besuch des Fuchses ergeben hätten, hätten die Reisekosten mehr als wettgemacht, sagt er. "Es ist verrückt", findet Morse. "Ich bin mir nicht sicher, ob mir meine Enkel die Geschichte abkaufen werden."

Nachdem der Fuchs bei einer Präsentation für Journalisten und Fans große Aufmerksamkeit erhielt – sogar zwei Reporter aus Sibirien waren eingeflogen – entschied sich Boorman dafür, zunächst in Russland zu bleiben. Er plant eine landesweite Tournee mit Auftritten in zahlreichen Musikclubs, seinen rothaarigen Partner immer an seiner Seite.

"Wir hatten ja keine Ahnung, wie groß es war, bis wir nach Russland kamen", sagt Boorman. "Das Geschäft mit dem Fuchs nimmt gerade erst Fahrt auf."

Morse hat bereits eine Kopie des Fuchses verkauft und eine weitere ging bei Ebay vor kurzem für etwa 2.000 Dollar weg. Allerdings gibt die Künstlerin zu, dass es nur einen echten Fuchs geben kann. "Es ist unmöglich, das Aussehen noch einmal nachzubauen", sagt sie.

Trotz seines Erfolges hat der Fuchs aber auch Feinde. Eine Gruppe radikaler Kommunisten aus St. Petersburg erklärte während seines Aufenthaltes in der Stadt, dass man das Tier dafür ausnutzen würde, Russland zu kritisieren. Sergej Malinkowitsch, der Kopf der Gruppe, verurteilt vor allem die Auftritte des Fuchses in Bildern mit russischen Größen wie Lenin und Stalin.

Malinkowitsch erklärt, er verteidigte Russlands Ehre, auch wenn der Fuchs – zumindest im Moment – die Oberhand zu haben scheine.

"Es ist ein psychologischer Krieg", sagt Malinkowitsch. "Leider war diese Operation ausländischer Geheimdienste erfolgreich." (James Marson, wsj.de/derStandard.at, 25.6.2013)