Istanbul/Ankara/Wien - Bei der Planung der Wiener Großdemonstration zur Unterstützung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan vergangenen Sonntag haben die Veranstalter laut dem Mitorganisator Abdurrahman Karayazili "weder aus der Türkei, noch von Organisationen in Österreich" Unterstützung erhalten. "Wir sind Jugendliche, die einfach eine Demonstration organisieren wollten", erklärte der 26-jährige Bauingenieur vor Journalisten am Dienstagabend. "Die Demonstration war unsere Idee", beteuerte auch die 19-jährige Elif Berwaucar und die 16-jährige Yasemin Isik, die die Veranstaltung polizeilich angemeldet hatten.

Aus privaten Gründen wollten die beiden jungen Frauen ihre Identität erst nach dem Ende der Kundgebung preisgeben. Genaueres wollten sie dazu nicht erklären. Zur Vorbereitung der Demonstration hätten sich an die rund 100 Einzelpersonen, die zum Teil auch bei der ersten Pro-Erdogan-Demo mit rund 400 Teilnehmern anwesend waren, in thematischen Kleingruppen wie etwa "Medien" oder "Slogans" zusammengefunden. Nach Angaben Karayazilis wurden die zahlreichen, großformatigen Türkei-Flaggen aus verschiedenen Orten in Deutschland und Österreich ausgeborgt.

"Gestört, dass Erdogan als Diktator bezeichnet wird"

Mit der Pro-Erdogan-Demonstration wollten die Veranstalter nach eigenen Angaben gegen die Berichterstattung in Europa und den USA über die Anti-Regierungs-Proteste in der Türkei protestieren: "Uns hat es gestört, dass Erdogan als Diktator bezeichnet und konservativ-islamisch als Gefahr dargestellt wird", so Karayazili. Das sei eine sehr einseitige Berichterstattung. Erdogan sei demokratisch gewählt worden und das türkische Volk könne ihn bei den bevorstehenden Wahlen im Herbst abwählen, wenn es das wolle. Dass die Polizei in Istanbul vor allem zu Beginn der Proteste im Gezi-Park "nicht richtig reagiert" habe, sehe auch die Gruppe der Veranstalter so und bedauere die Toten und die Übergriffe.

Die Ordnung und Organisation der über 8.000 Protestierenden am Sonntag in Wien hat aus Sicht Karayazilis deshalb so gut funktioniert, weil die Türkei die "meistbegrünte Politik Europas" betreibe. Deshalb sei etwa niemand über Rasenflächen gegangen. "Ich weiß nicht, warum das so unglaubwürdig klingt, dass Jugendliche so etwas auf die Beine stellen können", sagte Karayazili in Anspielung auf Spekulationen über eine Steuerung oder Unterstützung durch türkische Regierungskreise.

Von dieser Organisatoren-Gruppe aus rund 100 Personen seien keine weiteren Pro-Erdogan-Kundgebungen mehr zu erwarten, man sei nur für die eine Demonstration zusammen gekommen. Isik sagte: "Eine Demo reicht." (APA, 25.6.2013)