Wien - Österreichische Investoren haben 2011 ihre Direktinvestitionen im Ausland um elf Prozent auf einen Gesamtbestand von 146,5 Milliarden Euro gesteigert, die FDI ("Foreign Direct Investments") in Österreich stagnierten hingegen unverändert bei 118,3 Milliarden Euro. Die Globalisierung schreite weiterhin voran, in Österreich stärker als im weltweiten Durchschnitt, so OeNB-Chefstatistiker Johannes Turner. Es spreche derzeit aber wenig für das Anspringen eines neuen Investitionsbooms.

Osteuropa bereitet Sorgen

Der Gewinn der österreichischen Auslandsinvestitionen (nach Dotation und Auflösung von Rücklagen) lag 2011 mit mehr als neun Milliarden Euro beinahe wieder auf dem Rekordniveau von 2007. Die Entwicklung der Erträge verlief regional aber höchst unterschiedlich: In Italien, Griechenland, Portugal und Frankreich erzielten die österreichischen Investoren laut OeNB überwiegend Verluste. In Osteuropa habe sich die Lage "dramatisch verändert" - in Ungarn beliefen sich die Verluste österreichischer Investoren im Jahr 2011 auf beinahe eine Milliarde Euro.

In einigen Ländern waren die Erträge rückläufig, aber weiterhin positiv - u.a. in Slowenien, Bulgarien, Rumänien. In Tschechien, Polen, Slowakei und Deutschland war die Ertragssituation stabil. Über Rekordgewinne freuten sich die heimischen Investoren vor allem in Russland und China. Ausländische Investoren in Österreich fuhren mit 12 Milliarden Euro erneut einen Rekordgewinn ein.

Per Ende 2011 hielten 1.366 österreichische Investoren (+2 Prozent) Beteiligungen an 4.901 ausländischen Unternehmen (+3,5 Prozent) im Wert von 146,5 Milliarden Euro (+11 Prozent), geht aus endgültigen Zahlen der Nationalbank hervor. Die Beschäftigtenzahl erhöhte sich im Vergleich zum Jahr davor um 6,2 Prozent auf 762.400 und die Umsätze legten um 14,8 Prozent zu. Per Ende 2012 schätzt die OeNB die aktiven Direktinvestitionsbestände Österreichs auf 164,5 Milliarden Euro.

Saat keimt

Österreich ist laut den Zahlen des Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) der größte Direktinvestor in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien sowie zweitgrößter Investor in Rumänien und Bulgarien. In der Türkei liegt Österreich bereits auf Rang 3. Deutschland war für heimische Investoren 2011 in Zeiten der Wirtschaftskrise ein Art "sicherer Hafen, betonte Turner.

Die heimischen Direktinvestitionen in Deutschland stiegen um eine Milliarde, die Anzahl der Beteiligungen erhöhte sich um 31. Der Schwerpunkt der österreichischen Direktinvestitionen liegt aber weiterhin in Osteuropa. 42 Prozent der heimischen FDI befinden sich in dieser Region, 2007 waren es noch 50 Prozent. Die Investitionen in Rumänien, Weißrussland oder Kroatien wurde reduziert und in Russland und der Ukraine erhöht. Mit 20.000 Beschäftigten in 101 Beteiligungen ist China knapp hinter den USA das zweitwichtigste Zielland für österreichische Direktinvestitionen außerhalb Europas.

Kapitalzufluss

Zum Jahresende 2011 waren 3.218 Ausländer an 2.823 inländischen Unternehmen mit mehr als 100.000 Euro Eigenkapital beteiligt. Der Wert ging leicht von 118,5 auf 118,3 Milliarden Euro zurück. Die Stagnation der ausländischen Direktinvestitionsbestände in Österreich sei auf eine Ausweitung der Aktivitäten vieler kleiner Unternehmen und auf "massive Abwertungen bei großen Unternehmen" zurückzuführen, so die Notenbank. Damit sei auch erklärbar, dass der Bestand an passiven Direktinvestitionen stagnierte, obwohl die Zahlungsbilanz des Jahres 2011 einen Kapitalzufluss von 7,5 Milliarden Euro verzeichnete.

Neben Transaktionen würden Wechselkursänderungen, Bewertungsänderungen oder auch die Zu- oder Abwanderung von Unternehmern den Bestand von Direktinvestitionen deutlich verändern. Per Ende 2012 schätzt die OeNB den Wert der ausländischen FDI in Österreich auf 124,5 Milliarden Euro. (APA, 26.6.2013)