Schauspielerin Ana (Laura de la Uz) hält sich in Havanna als Darstellerin in einer schundigen Telenovela gerade so über Wasser. Ihre Großfamilie braucht dringend einen neuen Kühlschrank, eine trotzige Ansage von Ana führt dazu, dass sie sich bald in ein Lügengebilde verstrickt, das auch zwei Filmemacher aus Österreich beziehungsweise Deutschland (Michael Ostrowski und Tobias Langhoff) betrifft: Ana gibt vor, eine Prostituierte zu sein, um gegen Honorar in deren Dokumentarfilm mitwirken zu können.
Regisseur Daniel Díaz Torres hat sich schon früher auf humorvolle bis satirische Weise mit dem Erfindungsreichtum der Kubaner und den Eigenheiten ihres Alltags beschäftigt - und dabei auch auf europäische Zugereiste als Kontrastmittel gesetzt ("Kleines Tropicana", "Der Cuba Coup"). In "Lügen auf Kubanisch"/"La pelicula de Ana" nimmt er jetzt sein eigenes Berufsfeld auf die Schaufel, unter besonderer Berücksichtigung von Elendsdokumentaristen.
Das entsprechende Film-im-Film-Material ist zunächst hektisch überzeichnet. Die Stimmung bewegt sich insgesamt in Richtung Klamotte. Die Wendung ins Ernste ist dann nicht wirklich glaubhaft. Der Showdown wirkt arg hölzern. Schade um Anas bzw. Laura de la Uz' darstellerische Fähigkeiten.
Familien im Ausnahmezustand
Oriol, Yolanda und ihre beiden Töchter führen in Paris ein glückliches Familienleben - bis sich auf einer Reise ein Unfall ereignet. Der spanische Autor und Regisseur Jaime Rosales erzählt von diesem Ereignis und seinen Folgen in seinem vierten Spielfilm "Sueño y silencio"/"Träumen und Schweigen" in beiläufigen Beobachtungen, undramatisch, aber bemerkenswert intensiv.
Außerdem starten: "World War Z", Marc Forsters Zukunftsfantasie mit Zombies und Produzent Brad Pitt als Familienvater in Bedrängnis. Der russische Animationsfilm "Jets"/"Helden der Lüfte" von Olga Lopato lässt Flugzeuge Abenteuer erleben. Wong Kar-wai erinnert in "The Grandmaster" an (mindestens) zwei legendäre Martial Artists. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 27.6.2013)