Tirana/Zagreb –  Der bisherige albanische Ministerpräsident Sali Berisha hat am Mittwochabend seine Niederlage bei den Parlamentswahlen vom Sonntag eingestanden. "Der Souverän hat gesprochen, ich akzeptiere die Entscheidung", sagte Berisha in der Zentrale seiner Demokratischen Partei (DP) in Tirana.

Nach Auszählung fast aller Stimmen erhält der Block um die Sozialisten des künftigen Premiers Edi Rama 84 der 140 Parlamentssitze, das Berisha-Lager nur 56.

"Ich werde der Diener der Albaner sein", sagte Sozialistenchef Rama, am Mittwoch. Er sprach vom "stolzesten Moment" seines Lebens. "Dennoch überwiegt die Demut", sagte der Oppositionschef. Er wolle das Land von der Vergangenheit loslösen, meinte Rama weiter.

Sogar im Norden des Landes, wo traditionell die Demokratische Partei Berishas ihre Hochburgen hat, gewann die Opposition, die nun nach acht Jahren an die Macht kommen wird. Obwohl am Sonntag ein Oppositionsanhänger bei einer Schießerei getötet wurde, begrüßte EU-Erweiterungskommissar Štefan Füle den "reibungslosen Wahlverlauf".

Kein Mann hat die albanische Politik seit dem Ende der kommunistischen Diktatur geprägt wie Berisha, einstiger Kardiologe von Diktator Enver Hoxha: 1997 war er nach dem Zusammenbruch dubioser Finanzgesellschaften, die viele Albaner um ihre Ersparnisse brachten, als Staatspräsident zurückgetreten. 2005 feierte der heute 68-Jährige ein  Comeback als Regierungschef. (awö, DER STANDARD, 27.6.2013)