Sprechchöre, Trillerpfeifen und Transparente: Die Psychotherapeuten protestieren gegen das neue Psychologengesetz.

Foto: Österreichischer Bundesverband für Psychotherapeuten/Hautzinger

Mit Sprechchören, Transparenten und Trillerpfeifen sind etwa 150 Psychotherapeuten Mittwochvormittag vom Parlament zum Maria-Theresien-Platz in Wien marschiert. "Wir protestieren gegens Paktieren" skandierten die Psychotherapeuten. Grund für den Aktionstag war der Protest gegen das geplante Psychologengesetz. Den aktuellen Entwurf lehnt der Verband der Psychotherapeuten ab, weil er Eingriffe in das Berufsfeld fürchtet.

Laut Gesetzesentwurf ist die klinisch-psychologische Diagnostik den Psychologen vorbehalten - ein zentraler Kritikpunkt der Psychotherapeuten. Sie fordern, dass Abklärung und Diagnostik für alle drei Berufsgruppen, also Psychotherapeuten, Psychiater und Psychologen, offen stehen sollen. Außerdem verlangen sie eine klare Unterscheidung zwischen Psychotherapie und klinisch-psychologischer Behandlung, die im Gesetz nicht definiert ist.

Eva Mückstein, Präsidenten des Verbands für Psychotherapeuten, spricht von einer "undemokratischen Vorgangsweise", mit der das Gesetz erstellt worden sei. Ziel sei eine gemeinsame Erarbeitung eines neuen Gesetzes, bei der die Bedenken der Psychotherapeuten berücksichtig werden sollen. Bisher seien nur die Psychologen in den Prozess eingebunden gewesen. "Das Gesetz muss zurückgestellt und überarbeitet werden", sagt Mückstein im STANDARD-Gespräch. Es deute aber alles darauf hin, dass es "durchgepeitscht" werde.

Keine konkreten Änderungen in Aussicht gestellt

"Psychologen sollen psychisch Kranke behandeln dürfen, ohne dafür entsprechend ausgebildet zu sein", erbost sich die Psychotherapeutin. Entgegen den Beteuerungen der Politik seien keine konkreten Änderungen in Aussicht gestellt worden. Es habe bisher keine weiteren Gespräche gegeben, "die Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt", sagt Mückstein. Sie bezeichnet das Gesetz als "Überrumpelungsgesetz". Laut Mückstein wäre es sinnvoll gewesen, das Psychotherapeutengesetz gleichzeitig mit dem Psychologengesetz zu novellieren.

"Es wird Psychotherapie durch die Hintertür ermöglicht", stimmt ihr Kollege Friedrich Betz zu. Das letzte Psychologengesetz sei 1990 beschlossen worden, 23 Jahre habe die Politik Zeit gehabt sich ein neues Gesetz zu überlegen. Von einer Überarbeitung des Gesetzes erwartet er sich wenig. Dabei sei eine Regelung wichtig, da man in Österreich mit einer Unterversorgung an leistbarer, kassenfinanzierter Psychotherapie zu kämpfen habe.

Die Begutachtungsfrist ist am Montag ausgelaufen, aus dem Gesundheitsministerium heißt es, dass die Stellungsnahmen nun geprüft und eingearbeitet werden. Ob das Gesetz bereits kommende Woche beschlossen wird, ist noch unklar. (mte, derStandard.at, 26.6.2013)