"Vogelgrippe-Alarm auf dem Wiener Flughafen", "Sarkissova bleibt in Budapest", "Strache will weiter Bundeskanzler werden" - drei unlängst in heimischen Medien gesichtete Überschriften, die etwas gemeinsam haben. Sie handeln von Themen, die einst für Aufregung gesorgt haben, und wirken heute wie ein Gruß aus vergangenen Zeiten.

Dass die Vogelgrippe doch nicht die Auslöschung der Menschheit bewirkt und Karina Sarkissova irgendwann die noch nicht enthüllten Stellen ihres Körpers und ihres Liebeslebens ausgehen würden, scheint im Rückblick klarer, als es damals war. Genauso ist es um die Kanzler-Ambitionen des FPÖ-Obmanns bestellt, die seinerzeit fiebrige Erregung ausgelöst haben, nun aber klingen, wie die Ankündigung eines ORF-Redakteurs, man werde im nächsten Jahr ganz sicher den Eurovision Song Contest gewinnen.

Wie radikal dieser Verlust an Polarisierungskraft tatsächlich ist, zeigte sich vor kurzem an den Reaktionen auf Straches Behauptungen, Zuwanderer seien schuld an Krankheiten und hohen Wohnungspreisen. Vor nicht so langer Zeit hätten diese Thesen verlässlich flächendeckendes "Pfui!"-, "Skandal!"- oder auch "Bravo!"-Gerufe evoziert, und nicht so wie heute nur vereinzeltes "Aha"-, "Den gibt's auch noch?"- oder "Irgendwie ist der Stronach lustiger"-Gemurmel.

Der Wandel vom Hysterie- zum Wurschtigkeits-Auslöser hat aber auch dazu geführt, dass Berichtenswertes aus dem Umfeld Straches kaum beachtet wird. So zum Beispiel die einen bemerkenswerten Kurswechsel darstellende Aussage Herbert Kickls, "Korruption muss verurteilt werden, egal wer der Täter ist". Ein gewagtes Bekenntnis angesichts der demnächst bevorstehenden gerichtlichen Feststellung illegaler FPÖ-Parteienfinanzierung, zumal die verzweifelten Distanzierungsversuche gegenüber dem Hauptangeklagten Gernot Rumpold an der Tatsache zerschellen, dass Strache damals nicht nur Parteiobmannstellvertreter war, sondern auch noch zwei gemeinsame Firmen mit Rumpold besaß. Deshalb wirkt Straches Mutation zum Korruptionsbekämpfer ähnlich überraschend, wie es der Übertritt der Science Busters zu den Zeugen Jehovas wäre. Doch vielleicht gibt es dafür eine einfache Erklärung: Heinz-Christian Strache wollte Agenten entlarven. Agenten des Bösen.

Aus diesem Grund hat er sich nicht nur die Freundschaft Rumpolds erschlichen, sondern auch lange Zeit seine volle Solidarität mit Uwe Scheuch, Harald Dobernig und Gerhard Dörfler vorgespielt, mit der Absicht, einen Korruptionssumpf aufzudecken. Und seine ungebrochene Treue zu deutschnationalen Hintermännern in der Partei beruht in Wirklichkeit auf dem Plan, einer Erbschleicherbande das Handwerk zu legen.

Möglicherweise aber hat Kickl nur nach dem Motto "Haltet den Dieb!" die Flucht nach vorne angetreten. Schließlich schuldet er uns als Geschäftsführer des Parteiorgans "Neue Freie Zeitung" noch eine Erklärung, was mit 192.000 Euro passiert ist, die von der Telekom ohne Gegenleistung an das Blatt überwiesen wurden. Denkbar also auch, dass sich Strache eines Tages von seinem Reimeschmied mit den Worten "Kickl wer? Kickl wie? Diesen Namen hört' ich nie!" distanziert und der erstaunten Öffentlichkeit seinen wahren Namen verrät: nicht H.-C., sondern Hase.