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YPF ist argentinisch: Im Vorjahr ging es rund um die Verstaatlichung der Repsol-Tochterfirma in Buenos Aires hoch her. Ein Entschädigungsangebot der Argentinier schlugen die Spanier aus.

Foto: ap/pisarenko

Madrid / Buenos Aires - Die Auseinandersetzung zwischen dem spanischen Ölkonzern Repsol und dem argentinischen Staat geht in die nächste Runde. Der Verwaltungsrat des Unternehmens habe ein Entschädigungsangebot im Wert von knapp fünf Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro) abgelehnt, teilten die Spanier am Donnerstag in Madrid mit. Der Vorschlag gleiche die Verluste von Repsol nicht aus.

Sturheit

Argentinien hatte die Konzerntochter YPF 2012 größtenteils verstaatlicht, an der Repsol zuvor 51 Prozent hielt. Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hatte dem Unternehmen vorgeworfen, nicht genug zu investieren.

Repsol forderte daraufhin 10,5 Milliarden Dollar Entschädigung. In den vergangenen Tagen hatten Repsol-Großaktionäre den Konzern zum Einlenken bewegen wollen. Die spanische Finanzgruppe La Caixa und der mexikanische Ölkonzern Pemex halten zusammen mehr als 20 Prozent an Repsol und wollten Repsol-Chef Antonio Brufau demnach von dem Angebot überzeugen.

Das Angebot an Repsol enthält einen 47-prozentigen Anteil an einem Joint Venture, das an dem bedeutenden Schiefergasfeld Vaca Muerta beteiligt wäre. YPF hätte in dem Gemeinschaftsunternehmen mit 51 Prozent das Sagen, Pemex wäre mit zwei Prozent an Bord. Nach Angaben Argentiniens wäre der Anteil rund 3,5 Milliarden Dollar wert, zusätzlich sollte Repsol eine Finanzspritze von 1,5 Milliarden Dollar erhalten. Zu wenig, wie Repsol meint.

Ungereimtheiten in Politik

Kirchner will offenbar Fehler beheben, die in der Vergangenheit gemacht wurden - und schafft sich neue Probleme. Energie sei für Argentinien lebenswichtig, hatte die Staatschefin erklärt, als sie im Vorjahr ihren Gesetzentwurf vorstellte. Internationalen Protest schmetterte sie ab: Auf Drohungen werde sie nicht reagieren. "Ich bin Staatsoberhaupt, keine Verbrecherin."

Seit dem Staatsbankrott vor gut zehn Jahren hat Argentinien keinen Zugang zum internationalen Finanzmarkt. Zuerst half das befreundete Venezuela mit Krediten aus. Dann brachte der Agrar-Exportboom harte Dollars. Auch die Rohstoff-Ausfuhren florierten, vor allem wegen der hohen Nachfrage aus China. Weil der argentinische Peso relativ schwach ist, verdienten die Firmen im Ausland besonders gut. Das war ein starker Anreiz, ihre Waren im Ausland zu verkaufen statt im Inland.

Krude Exporthilfe

Kirchners Reaktion: Ausländische Unternehmen, die ihre Produkte in Argentinien verkaufen wollen, müssen im Gegenzug argentinische Waren ins Ausland exportieren. So kommt es, dass deutsche Hersteller von Luxusautos plötzlich zu Händlern von argentinischem Wein, Leder oder Reis werden. Machen sie das nicht, werden ihre Karossen vom Zoll festgehalten. Der Streit mit Repsol ist nur die Spitze des Eisbergs, unter dem sich noch viele Ungereimtheiten finden.

Laut US-Energieinformationsagentur EIA beherbergt Argentinien die weltweit zweitgrößten Vorkommen an Schiefergas und die viertgrößten Reserven an Ölschiefer. Ölschiefer kann zu erdölähnlichen Treibstoffen und Gas weiterverarbeitet werden. (red, DER STANDARD, 28.6.2013)