Zwei Tage, nachdem Papst Franziskus eine Sonderkommission zur Kontrolle der Vatikanfinanzen eingesetzt hatte, hat die Finanzpolizei in Rom Monsignore Nunzio Scarano aus Salerno und zwei Mitarbeiter hinter Schloss und Riegel gesetzt. Sie stehen im Verdacht der Korruption, Verleumdung und Geldwäsche.

Angeblich wollte Scarano gemeinsam mit Börsenmakler Giovanni Carenzio und Ex-Geheimdienstagent Giovanni Zito 20 Mio. Euro aus der Schweiz nach Italien transportieren. Das Geld gehörte den mit dem Monsignore befreundeten Werftbesitzern aus Salerno, den Brüdern D'Àmico. Das Privatflugzeug vom Schweizer Airport in Locarno, welches das Geld nach Rom transportieren sollte, sei nie abgeflogen.

Medienberichten zufolge hat der Börenmakler Carenzio in letzter Minute den illegalen Kapitaltransfer zum Scheitern gebracht. Die Staatsanwaltschaft sei durch Abhörungen von Telefonaten zur Kenntnis des Deals gelangt. Trotz des geplatzten Kapitaltransfers bestand Geheimdienstagent Zito auf seiner "Provision". Mittelsmann Monsignore Scarano stellte ihm einen Scheck von 400.000 Euro aus, der auch kassiert wurde. Ein Scheck von weiteren 200.000 Euro ging angeblich verloren.

Ermittlungen

Der Prälat erstattete bei der Polizei Verlustanzeige. Insofern steht der Ex-Vatikanbeamte auch unter Verdacht falscher Aussagen und Verleumdung. Nicht nur die Staatsanwaltschaft von Rom, auch jene von Salerno ermittelt seit Wochen gegen den "ehrwürdigen" Geistlichen, der seine Karriere als Banker begann, bevor er seiner Berufung zum Priester nachgab. Er steht auch im Verdacht der Geldwäsche. Der ehemalige Oberbuchhalter bei der Vatikan Vermögensverwaltung Apsa wurde kürzlich seines Amtes enthoben.

Er erklärte sich in einem Interview mit einer Lokalzeitung aus Salerno für unschuldig. Sein Anwalt Silvenio Sica sagte am Freitag, dass Scarano wegen eines Planes, der nie umgesetzt wurde, fälschlicherweise in Verdacht geraten sei. Nicht dementiert wurden Meldungen, dass der Vatikanbeamte ein Konto bei der Skandalbank IOR hielt. Dort haben 29.000 mehr oder weniger anonyme Kontoinhaber ihr Geld deponiert.

Es ist kein Zufall, dass Papst Franziskus die Sonderkommission zur Überwachung der IOR-Konten einsetzte. Es heißt, er sei über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft informiert gewesen und habe sofort reagiert. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 29.6.2013)