Wien - Die Aufregung um den Sparkurs des ORF reißt nicht ab. Der öffentlich-rechtliche Sender stellt im Zuge der geplanten Kürzungen auch die finanzielle Unterstützung des Österreichischen Musikfonds ein, wie die Förderinitiative für heimische Musikproduktionen am Freitag mitteilte. Damit fallen 100.000 Euro des jährlich 920.000 Euro umfassenden Budgets weg. "Das reißt ein tiefes Loch in das Musikfonds-Budget und macht es uns sehr schwer, unsere Förderziele zu erreichen", so Musikfonds-Geschäftsführer Harry Fuchs in einer Aussendung.

Begründet wurde der Schritt laut einem Schreiben von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz mit "schwierigen Herausforderungen im Bereich der Finanzierung". Fuchs zeigte sich über die Entscheidung des ORF enttäuscht, beinhalte der Programmauftrag doch auch die Förderung "heimischer künstlerischer und kreativer Produktion". Der Ausstieg des ORF gefährde "den ohnehin schon mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontierten Musikstandort Österreich". Der Musikfonds hat in den vergangenen acht Jahren seines Bestehens 452 Musikproduktionen sowie 120 Konzerttourneen mit insgesamt rund fünf Mio. Euro unterstützt.

Kritik kam am Freitag auch von einem ehemaligen ORF-Mitarbeiter: Wolfgang Buchner, bis 2010 unter anderem ORF-Administrationschef, schlug in einem Kommentar der anderen im STANDARD die ersatzlose Streichung von ORF eins vor.  >>> Zum Kommentar von Wolfgang Buchner

ORF: Musikfonds-Unterstützung an Gebührenrefundierung gebunden

Die ab kommendem Jahr entfallende Unterstützung des Österreichischen Musikfonds durch den ORF ist direkt mit dem Ausbleiben der Gebührenrefundierung verbunden. Das ist auch in der 2009 vom ORF unter anderem gemeinsam mit dem Fachverband der Film- und Musikindustrie vereinbarten Österreichischen Musikcharta festgehalten, wie der ORF mitteilte. Gleichzeitig verwies man auf österreichische Musik als "zentralen Bestandteil der Programme des ORF in Radio und Fernsehen".

So ist etwa bis 2014 eine Anhebung des Anteils österreichischer Musik in den ORF-Radios auf durchschnittlich 33 Prozent vorgesehen, außerdem wird der ORF "auch in Zukunft österreichische Musikschaffende bei Konzerten, Veranstaltungen, Wettbewerben und dergleichen nach Möglichkeit unterstützen", wie es heißt. Veranstaltungen im hauseigenen Radiokulturhaus hätten etwa eine hohen Österreich-Bezug, betrag der Anteil alleine im Vorjahr doch knapp 90 Prozent, wie man betonte. Die Unterstützung des Musikfonds sei letztlich nur "ein Teil der massiven Förderung von heimischer Musik durch den ORF und deren Programmierung im ORF".

Der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, übte am Freitag unterdessen Kritik am Vorgehen des ORF. "Generaldirektor Alexander Wrabetz schießt sich auf jene ein, denen es am meisten weh tut, da sie sowieso bereits am wenigsten haben", so Zinggl in einer Aussendung. Er warnte davor, den Kulturauftrag nur auf die Übertragung von Oper, Operette und klassischem Konzert zu reduzieren. "Wenn diese Attacken auf die künstlerische Gegenwartsproduktion so weitergehen, verliert der ORF seine öffentlich rechtliche Berechtigung." (APA, 28.6.2013)