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Grafik: APA

Wien/Pucking - In den kommenden Tagen wird sich das Schicksal der Schlecker-Nachfolgegesellschaft Dayli entscheiden. Eigentümer Rudolf Haberleitner sucht derzeit noch händeringend nach einem Investor für die angeschlagene Drogeriemarktkette. Kolportiert werden Verhandlungen mit einem polnischen Drogerieartikel-Hersteller. Ob Dayli Insolvenz anmelden muss oder doch noch eine rettende Finanzspritze bekommt, wird in Branchenkreisen für Montag erwartet.

Nach einem Lieferantenstopp werden die Filialen nur noch mit Waren aus dem Zentrallager beliefert. Bei einem Lokalaugenschein waren in einer Wiener Dayli-Filiale am Freitag mehr als drei Viertel der Regale leer. Zahlreiche Drogerieartikel wie Zahnbürsten sind nicht mehr erhältlich.

Finanziell eng wird es für Dayli Ende Juni, weil zusätzlich zu den normalen Gehältern auch das Urlaubsgeld der rund 2.700 Mitarbeiter in Österreich fällig ist. Außerdem müssen gestundete Lieferantenverbindlichkeiten in Millionenhöhe bedient werden. Die Drogeriemarktkette hatte vergangene Woche noch versucht, mit "-40-% auf fast alles" zusätzliche Kunden anzulocken und dringend benötigte Finanzmittel aufzustellen. Dem Vernehmen nach bereitet sich auch die Politik intensiv auf eine Insolvenz vor und feilt an einer Lösung.

Erste Kündigungen Ende Mai

Dayli hatte Ende Mai bereits 560 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice angemeldet, drei Wochen später die Anzahl der Kündigungen dann aber auf 336 reduziert. 800 weitere Dayli-Mitarbeiter in Polen, Italien, Luxemburg und Belgien zittern derzeit ebenfalls um ihre Jobs. Die Drogeriemarktkette hat nach dem Aus von 103 Filialen in Österreich immer noch 783 Standorte hierzulande, 288 Filialen in Italien und 158 in Polen. In Belgien und Luxemburg gibt es früheren Angaben zufolge 33 Geschäfte.

Haberleitner hatte im vergangenen August mit seinem Fonds TAP 09 und ungenannten Investoren Schlecker Österreich übernommen. Banken, Warenkreditversicherer und Handelsexperten zeigten sich bereits zu Beginn skeptisch über den geplanten Umbau zur Nahversorgungskette. Nachdem Warenlieferungen von Coface und Prisma nicht versichert wurden, musste Dayli per Vorkasse zahlen oder erhielt nur kurze Zahlungsziele. Die Warenversorgung der Filialen gestaltete sich daher von Beginn an schwierig.

Auch der kurzzeitige Einstieg des Glücksspielkonzerns Novomatic im November half der Drogeriemarktkette nicht auf die Sprünge. Nach der Eskalation der Debatte über die Sonntagsöffnung bei Dayli und einer Gesetzesänderung verabschiedete sich der Glücksspielkonzern im Mai wieder als Hälfteeigentümer. Die von Haberleitner groß angekündigte Expansion nach Deutschland und der flächendeckende Umbau scheiterten bisher an Geldmangel. Bis dato wurde nur ein Dutzend der Filialen auf das neue Nahversorgungskonzept umgebaut. Anfang Mai hatte Dayli seine Lieferanten noch um einen zweimonatigen Zahlungsaufschub gebeten. Derzeit hoffen auch sie auf einen rettenden Investor. (APA, 28.6.2013)