Die digitale Jubel-Ausgabe: diepresse.com am Samstag in Fraktur.

Foto: Screenshot diepresse.com

Wien - Am 3. Juli feiert eine der ältesten Tageszeitungen der Welt ihren 165. Geburtstag. Grund für "Die Presse", die Samstagsausgabe (28.6.) dem eigenen Jubiläum zu widmen und die bisherige Geschichte des Blattes abzubilden. "Die Grundidee ist, dass man Blattmachen auch inszenieren muss und dass man nicht jeden Tag eine normale Tageszeitung machen kann", erklärte "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak. Diese Inszenierung umfasst nicht weniger als 120 Seiten. Online wie Print erscheint die Titelseite in Fraktur-Schrift.

"Solche Schwerpunkte machen wir schon länger, in Zukunft werden wir noch mehr darüber nachdenken - nicht nur wegen angeblicher Probleme der Printzeitungen, sondern auch um uns von den Mitbewerbern zu unterscheiden", meinte Nowak. Seine Zeitung tut dies unter anderem mit Originaltexten von Arthur Schnitzler, Theodor Herzl oder Karl Marx, die ursprünglich in der "Presse" erschienen sind. "Das sind unglaubliche Texte zu den wirklich wichtigen Themen der vergangenen 165 Jahre. Und das ist auch am Inseratenmarkt attraktiv." Diesen bedient man zusätzlich mit einem Anzeigenwettbewerb, bei dem die kreativsten, morgen geschalteten Sujets prämiert werden sollen.

Digitaler Auftritt als "Riesenchance"

Grundsätzlich sieht Nowak den zusätzlichen Vertriebskanal, den das digitale Geschäft bietet, jedenfalls positiv. "Gerade für die Marke ist der digitale Auftritt eine Riesenchance, wo man andere Methoden anwenden kann und andere Leute erreicht." Trotz der Sparvorgaben aus dem Unternehmen und des stagnierenden Anzeigenmarkts will Nowak ambitioniert in die Zukunft zu blicken.

Erstmals erschienen ist "Die Presse" am 3. Juli 1848. Die Entstehungsgeschichte des sich an Pariser Vorbildern orientierenden Blattes hat zudem mit Brioche-Kipferln und Kaisersemmeln zu tun, machte damit doch der Wiener Bäckermeister August Zang in der französischen Hauptstadt ein kleines Vermögen. Nachdem 1848 in Wien die Revolution ausbrach, kehrte er in seine Heimat zurück und gründete "Die Presse".

Konflikt mit Militärverwaltung

Anfangs gemäßigt ausgerichtet, geriet "Die Presse" immer mehr in Konflikt mit der Militärverwaltung Wiens und wurde im Dezember 1849 zwei Jahre lang eingestellt. Nach einem Zerwürfnis mit dem Gründer und Eigentümer Zang verließ 15 Jahre später fast die gesamte Redaktion die Zeitung und startete die "Neue Freie Presse", die sich bald zum führenden Medium der Habsburgermonarchie entwickelte. Nach dem "Anschluss" wurde das Blatt mit dem "Neuen Wiener Journal" zur Tageszeitung "Neues Wiener Tagblatt" zusammengelegt, nach dem Zweiten Weltkrieg erschien "Die Presse" wieder eigenständig, ab 1948 auch wieder täglich.

Heute hat die im Eigentum der Styria Media Group stehende Qualitätszeitung knapp 270.000 Leser und eine verkaufte Auflage von etwa 73.000 Stück, wie die aktuellen Zahlen von Media-Analyse und Auflagenkontrolle zeigen. Seit März 2009 gibt es eine eigene Sonntags-Ausgabe. Das Jubiläum begeht man am 3. Juli auch mit einer Open-House-Veranstaltung im Hof der "Presse". (APA, 28./29.6.2013)