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An Bobby Reynolds, Nummer 156 der Welt, kann man die üble US-Bilanz wahrlich nicht festmachen. Er hatte mit Novak Djokovic (Nummer 1) ja wirklich nicht die leichteste Opposition. Resultat: 6:7,3:6,1:6.

Foto: Reuters/Plunkett

London - Zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren schaffte es in Wimbledon kein US-Tennisprofi in die dritten Runde. Novak Djokovic beendete am Donnerstag beim immer noch wichtigsten Grand-Slam-Turnier der Welt mit seinem Sieg über Bobby Reynolds nicht nur ein Match der zweiten Runde. Die Nummer eins deckte auch die großen Probleme auf, mit denen der einst ruhmreiche Tennissport derzeit in den USA speziell bei den Herren zu kämpfen hat.

Die fetten Jahre sind vorbei

Die Zeiten, in denen Topspieler fast wie am Fließband produzierte, sind vorbei. Der ehemalige Weltranglisten-Erste Andy Roddick gewann 2003 die US Open - es war der bis dato letzte Erfolg für einen Amerikaner bei einem Grand Slam. Roddick ist vergangenen Jahr in Flushing Meadows zurückgetreten.

In Wimbledon setzte es nun 2013 die schlechteste Bilanz seit 1912: Damals war allerdings erst gar kein US-Spieler angetreten. Diesmal standen in London elf Herren am Montag am Start. Der an Position 21 gesetzte Sam Querrey verlor in der ersten Runde in fünf Sätzen gegen den Australier Bernard Tomic, der am Donnerstag dann auch James Blake ausschaltete. John Isner (18) musste in der zweiten Runde verletzt aufgeben.

Auf dem absteigenden Ast

Mardy Fish, gesundheitlich angeschlagen, war erst gar nicht angereist. "Er hätte es hier wahrscheinlich sehr gut gemacht", meinte Jim Courier am Donnerstag. Doch der der viermalige Grand-Slam-Champion gab auch zu, dass Tennis in seiner Heimat auf dem absteigenden Ast ist. "Unsere besten Athleten sind auf andere Sportarten verteilt."

Sehr viel deutlicher wurde John McEnroe, Kommentator bei der BBC: "Sie spielen Football oder Basketball. Wir kommen erst lange danach. Es ist unbestritten: Wir sind sicher nicht an dem Punkt, an dem wir gerne wären."

Reynolds, als 30 Jahre alter Qualifikant und Nummer 156 der Welt und am Donnerstag noch der viel beschworene letzte Mohikaner, glaubt allerdings, dass es bald wieder aufwärts geht. "Unsere jungen Spieler vom College haben großes Potenzial. Vielleicht, in ein paar Jahren hoffentlich, wird wieder ein richtig Guter auftauchen. Der Verband macht einen guten Job", sagte Reynolds. Die Hoffnung stirbt wie üblich zuletzt. (red/APA - 28.6. 2013)