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Einig in ihrer Verachtung: Merkel und Schäuble

Foto: AP/Brakemeier

Berlin/Dublin - Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die irischen Banker scharf kritisiert, die Deutschland und die EU-Hilfsgelder ins Lächerliche gezogen haben. "Diese Banker gefielen sich offensichtlich in der Rolle von abgehobenen Übermenschen, die nur Verachtung für ihre Mitmenschen haben", sagte Schäuble der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" laut Vorausbericht. "Dabei waren sie es, denen unsere Verachtung zuteil kommen sollte und denen wir das Handwerk legen müssen", sagte der CDU-Politiker.

Neuer Tag, neue Milliarde

Die jüngst bekanntgewordenen Telefonmitschnitte aus dem Jahr 2008 sorgen in Irland und Europa für Empörung. So gibt es das Zitat des damaligen Chefs der Anglo Irish Bank: "Neuer Tag, neue Milliarde." Dieser hat sich mittlerweile entschuldigt. Er bedaure die mit seinen Worten verursachten Beleidigungen zutiefst, sagte David Drumm der Zeitung "Sunday Business Post" zufolge. Er könne sein Verhalten nicht mehr rückgängig machen. "Aber ich kann mich bei denen entschuldigen, die sich das anhören mussten und die sich verständlicherweise so angegriffen gefühlt haben."

Ein anderer Banker sang damals am Telefon "Deutschland, Deutschland über alles". Diese Strophe des Deutschlandliedes diente noch in der Zeit des Nationalsozialismus als Hymne, heute wird sie aber nicht mehr verwendet sondern nur noch die dritte "Einigkeit und Recht und Freiheit". Irland hatte die Anglo Irish mit Hilfe seiner EU-Partner gerettet. Deutschland war größter EU-Geldgeber bei den Hilfen. EU und IWF hatten Irland mit 85 Milliarden Euro von der Pleite bewahrt.

Klare Regeln

Schäuble sagte, die Mitschnitte belegten, wie notwendig und wichtig es gewesen sei, auf den Finanzmärkten klare Regeln einzuziehen. Auf diesem Weg sei man schon weit vorangekommen. Dazu gehörten die Eigenkapitalregeln, die europäischen Bestimmungen zur Bankenabwicklung und die Obergrenzen bei Bonuszahlungen für Banker. "Aber die Aufnahmen belegen, dass es unverändert wichtig ist, nicht zu meinen, dass alles jetzt gut sei, sondern vorsichtig und aufmerksam zu bleiben, um solchen Machenschaften zu begegnen."

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Äußerungen der Banker bereits als "Schädigung der Demokratie" kritisiert und gesagt, für diese Menschen habe sie nur Verachtung übrig. (Reuters, 30.6.2013)