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Foto: EPA/Horcajuelo

Ajaccio - "Das ist der schönste Tag in meinem Leben", hat Marcel Kittel gesagt, es war Samstag, und der Deutsche hatte die erste Etappe der 100. Tour de France gewonnen. Am Sonntag blieb der Samstag Kittels schönster Tag, schließlich verlor der 25-Jährige aus dem Team Argos-Shimano mehrere Minuten und das Gelbe Trikot, das der belgische Tagessieger Jan Bakelants überstreifte. Bakelants (27), der sich aus einer Fluchtgruppe abgesetzt hatte, rettete eine Sekunde vor dem heranbrausenden Feld ins Ziel.

Am Montag dürfen die Radprofis ein letztes Mal die Schönheit Korsikas bewundern, mit der dritten Etappe der Jubiläumstour endet das Premieren-Gastspiel auf der Mittelmeerinsel. Über 145,5 Kilometer führt die Strecke von Ajaccio ins nordwestlich gelegene Calvi.

Der mit vier Bergwertungen ausgestattete Kurs lässt Raum für diverse taktische Gedankenspiele. Ein klassischer Massensprint ist unwahrscheinlich. Knackpunkt ist der Col de Marsolino (2. Kategorie), dessen Scheitelpunkt 13,5 Kilometer vor dem Ziel liegt und auch potenziellen Ausreißern die Chance zur Attacke bietet. Im Zielort Calvi erzählt sich der Volksmund bis heute eine Jahrhunderte alte Legende. Angeblich soll Christoph Kolumbus in der im Mittelalter unter dem Einfluss der Republik Genua gebauten Festung geboren sein.

Merckx feuert Richtung Armstrong

Der fünffache Tour-de-France-Gewinner Eddy Merckx, ein Landsmann Bakelants, hat derweil auf die Aussage des gefallenen Radsport-Helden Lance Armstrong reagiert, der kürzlich gesagt hatte, dass man aus der Frankreich-Rundfahrt ohne Doping nicht als Sieger hervorgehen könne. "Man kann die Tour ohne Doping gewinnen. Die Aussagen mancher Leute sind bedauerlich. Man soll nicht alle über einen Kamm scheren", sagte Merckx der Zeitung "Le Parisien". In Zeiten des biologischen Passes würden Betrügereien nicht mehr durchgehen. "Zu unserer Zeit gab es keine Produkte, die die Leistung erhöhten", behauptete Merckx, der die Tour 1969 bis 1972 und 1974 gewonnen hatte. Armstrong habe das Pech gehabt, in eine Zeit zu fallen, als Medikamente überhandgenommen haben.

Nach der Chaos-Fahrt seines Busses am Ende der ersten Etappe ist das australische Team Orica-GreenEdge mit einer Geldstrafe von umgerechnet 1630 Euro belegt worden. Die Tour-Organisatoren begründeten die Strafe damit, dass das Team "den Zeitplan für Hilfsfahrzeuge im Etappenziel nicht respektiert" habe. Der Team-Bus hatte in Bastia direkt auf der Ziellinie festgesteckt, weil er mit dem Dach am Zielturm hängen geblieben war. Das Fahrzeug wurde gerade noch rechtzeitig entfernt, ehe die Fahrer zum Massensprint nahten. Kurz hatten die Organisatoren schon überlegt, das Ziel um drei Kilometer nach vorne zu verlegen. (sid/APA/red, DER STANDARD, 1.7.2013)