Am Montag wird der 61-jährige Monsignore Nunzio Scarano erstmals von den Richtern in Rom einvernommen. Der Priester wird unter anderem beschuldigt, einem Exgeheimagenten 400.000 Euro gezahlt zu haben, damit dieser in einem Privatjet 20 Millionen Euro in bar illegal aus der Schweiz holt. Das Geld soll der mit Scarano befreundeten Unternehmerfamilie D'Amico gehören. Die Richter sind ihm auf die Spur gekommen, da sie seine mit Geheimcodes verschlüsselten Telefonate mithörten.

Verdacht haben auch die monatlichen Überweisungen von je 20.000 Euro auf sein Privatkonto erregt, die ihm der Werftbesitzer Cesare D'Amico für "gute Werke" zukommen ließ. Scarano, der bis vor kurzem für die Immobilienverwaltung des Kirchenstaates verantwortlich zeichnete, soll nicht nur über anonyme Konten bei der Vatikanbank, bei Unicredit und MPS verfügen, sondern auch in Lugano, bei der UBS, Millionen deponiert haben. Die eigentliche Leidenschaft des mondänen, in der römischen Gesellschaft bestens bekannten und beliebten Priesters betrifft nicht so sehr die Geldwäsche. Scarano, der in einer eher ärmlichen Gemeindewohnung der süditalienischen Stadt Salerno aufgewachsen ist, hat einen ausgeprägten Hang zu Luxusimmobilien. Allein im Zeitraum 2009/10 soll er dafür über eine Million Euro ausgegeben haben. Das konnte er kaum mit seinem Gehalt finanzieren.

Prälat im Visier der Geldwäscheermittler

Als er vor wenigen Wochen den Diebstahl eines 200.000-Euro-Schecks in seiner 400 m2 großen Wohnung im Zentrum Salernos der Polizei meldete, wurde diese hellhörig. Denn den Polizisten fiel eine ungewöhnlich große Anzahl wertvoller Kunstgemälde und Teppiche auf. Damit geriet der Prälat ins Visier der Geldwäscheermittler.

Er war kein unbeschriebenes Blatt, denn die Staatsanwaltschaft war bereits vor Monaten auf ihn aufmerksam geworden. Seine wenig orthodoxe Finanzierung einer 560.000-Euro-Hypothek hat Furore gemacht. Denn er tilgte die Hypothek für eine Liegenschaft in Salerno mit 56 Schecks zu je 10.000 Euro. Unterzeichnet waren diese von verschiedenen Unternehmerfreunden des Priesters. Auch gegen sie wird ermittelt.

Scarano verteidigte sich, dass er sich mit Geld nicht auskenne und sein Steuerberater ihm zu diesem Trick geraten habe. Vor seiner Priesterweihe war der Monsignore zehn Jahre lang als erfolgreicher Banker bei der Banca d'America (derzeit Deutsche Bank) in Salerno tätig. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 1.7.2013)