Im Bassin soll Russlands Bahnchef Jakunin planschen.

Foto: Blog Alexej Nawalny

Das Bekanntwerden der Luxusimmobilie hätte ihn fast den Job gekostet.

Foto: Blog Alexej Nawalny

Als Datschennachbar von Wladimir Putin in der berühmt-berüchtigten Kooperative "Osero" bei St. Petersburg hat einst der Aufstieg von Bahnchef Wladimir Jakunin begonnen. Nun hätten Berichte über eine neue "Super-Datscha" bei Moskau beinahe die Karriere des Top-Beamten beendet. Eine halbe Stunde lang erklärten selbst staatliche Nachrichtenagenturen den Bahnchef für abgesetzt, ehe die angebliche Regierungserklärung als Fake entlarvt wurde.

Im Gegensatz zur Rücktrittsmeldung blieben die Informationen zur angeblichen Luxusimmobilie Jakunins weitgehend unkommentiert. Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny veröffentlichte zahlreiche Aufnahmen der heimlich gebauten Reichen-Siedlung in seinem Blog.

Auch Medienberichten nach soll es sich um ein sieben Hektar großes Grundstück mit Tennisplatz, künstlich angelegten Teichen und sechs Häusern, darunter ein dreigeschoßiges Haupthaus mit eigenem 50-Meter-Schwimmbecken, Kinosaal, Orangerie und sogar einem speziellen Gebetsraum mit teuren Ikonen für den als streng orthodox bekannten Politiker, handeln. Offiziell gehörte die Immobilie nur bis 2011 Jakunin selbst. Inzwischen ist sie im Besitz der zypriotischen Mirolo Investments Ltd. Diese wiederum leitet ein enger Vertrauter von Jakunins Sohn Andrej Jakunin.

Luxus in Akulinino

Während der Luxus der Jakunin-Datscha Schlagzeilen machte, leben seine Nachbarn in der bewachten Villensiedlung Akulinino bislang völlig unbehelligt. Dabei ist Jakunin keineswegs der einzige Staatsbeamte hier: Zwei FSB-Generäle sind in der Siedlung ebenso registriert wie der Chef des Ölpipeline-Monopolisten Transneft, Nikolai Tokarew, der ein fünf Hektar großes Grundstück in Akulinino besitzt. Tokarew hat einst zusammen mit Putin in Dresden beim KGB gedient.

Dort war auch der Chef der staatlichen Industrie- und Rüstungsholding Rostech, Sergej Tschemesow, stationiert, der sich in Akulinino auf sechs Hektar eingerichtet hat und zudem noch zwei seiner Stellvertreter, darunter den Präsidenten des Lada-Produzenten AvtoVaz, in den Ort holte. Als Datschennachbar haben sie den einstigen Sprecher von Boris Jelzin und Putins langjährigen Berater für Außenpolitik, Sergej Jastrschembski.

Ein weiterer prominenter Bewohner ist der Unternehmer Arkadi Rotenberg, der als Putins Judo-Sparringpartner und einer der größten Gewinner der Olympischen Spiele in Sotschi gilt, wo seine Betriebe Aufträge im Wert von 5,6 Milliarden Euro einheimsten. In Akulinino reichte das für knapp fünf Hektar. Gegründet wurde die Siedlung übrigens von Aluminium-Milliardär Wassili Anissimow, seines Zeichens Präsident des Judo-Verbands.

Einfluss und Reichtum der Bewohner von Akulinino ist mit denen der Rubljowka, einem Vorort im Westen Moskaus, vergleichbar. Dort haben sich in den 90er-Jahren Russlands Oligarchen angesiedelt, um möglichst nahe bei den Entscheidungsträgern zu sein. Allerdings wurde es auf der Rubljowka zu eng, um alle Milliardäre und Top-Beamten unterzubringen. (André Ballin, DER STANDARD, 2.7.2013)