Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner hört den Bürgern und Bürgerinnen (Bild) recht gut zu, vergisst dabei aber nicht darauf, selber schon auch das Wort zu ergreifen.

Foto: Eisenstadt

Eisenstadt - Eisenstadt, das nach dem Verbleib Ödenburgs bei Ungarn eher aus Verlegenheit zur burgenländischen Landeshauptstadt ernannt worden ist, hat diese Rolle erst erlernen müssen. Nun, da es die Rolle halbwegs drauf hat, versucht es sich im Rollenfach "Stadt". Zur einschlägigen Textprobe sind alle Eisenstädter aufgerufen.

Step 2030, Stadtentwicklungsplan 2030 heißt der hochkompliziert aussehende, matrixähnliche Prozess, zu dem Bürgerforen genauso zählen wie Fachgremien und Beraterpools, und alle miteinander sollen bis in den heurigen Winter hinein ausgeklügelt brainstormen, sich beratschlagen, sich was ausdenken und darüber streiten, um schlussendlich Wegweiser aufzustellen auf dem städtischen Weg nach zwanzig dreißig, da Eisenstadt immer noch burgenländische Landeshauptstadt, das Burgenland dann aber wahrscheinlich anders lokalisiert sein wird. Enger herangerückt an Sopron? Oder doch eher ans große Bratislava? Und sowieso schon ein Vorort von Wien?

Darüber und über viele andere Dinge ist schon und wird weiterhin geredet in Eisenstadt. Thomas Steiner, der ÖVP-Bürgermeister hat versucht, "die Sache herauszuhalten aus dem Gemeinderatswahlkampf im vergangenen Herbst". Das ist ihm, versichert er, gut gelungen. Er hat auch darauf geschaut, dass in den Bürgerforen, in denen workshopartig Themen formuliert wurden, weder Gemeinderäte noch sonst Politiker sitzen. Die Gefahr der Unterwanderung schien ihm zu groß.

Anderes Arbeiten

Dafür gab es einen eigenen Workshop für Gemeinderäte, bei dem dann, auch für den Bürgermeister überraschend "ein ganz anderes Arbeiten war". Über die wesentlichen Themen war man sich transfraktionell erstaunlich rasch klar.

Eines der großen Themen der kleinen, 13.000 Einwohner schweren Stadt, ist, wie fast überall im Nordburgenland, die Wachstumsgeschwindigkeit. In den vergangenen zehn Jahren ist Eisenstadt um fast 16 Prozent größer geworden. Und weil untertags noch einmal so viele Menschen sich in der Stadt aufhalten, ergibt sich auch das Thema Verkehr von selbst. Das rasche Wachstum bedingt eine immense infrastrukturelle Herausforderung: Kindergärten, Schulen, Sportmöglichkeiten, Pflegeeinrichtungen. Eisenstadt will oder muss dazuschauen, in den Bebauungsplänen Tempokontrollen einbauen zu können.

Steiner: "Wie verdichtet oder nichtverdichtet soll man bauen?" Zurzeit sind den Stadtplanern diesbezüglich immer noch die Hände gebunden, "manche Widmungen stammen ja noch aus den Siebzigerjahren". Dass der Stadtrand extremst versupermarktet, während das Zentrum sich nach und nach leert, ist freilich nicht nur - aber halt schon auch - ein Eisenstädter Problem.

Schneller Zug

Eisenstadt ist unbestritten Teil der Vienna Region. Steiner sieht seine Stadt freilich auch in der Gravitation des ungarischen Sopron und des slowakischen Bratislava. "Dorthin brauchen wir eine schnelle Zugverbindung, eine durchgehende Elektrifizierung."

Mit einem BürgerInnen-Café ging Step 2030 vergangene Woche in die Sommerpause. Ende 2014 sollen die Weichen endgültig gestellt werden. "Vom Gemeinderat." Das ist dem Thomas Steiner schon wichtig. "Die Verantwortung müssen die gewählten Repräsentanten übernehmen" - und nicht wie ehrenhaft auch immer zustande gekommene Komitees. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 2.7.2013)