Pucking - Die Schlecker-Nachfolgegesellschaft Dayli ist zahlungsunfähig und meldet Insolvenz an. Über das Unternehmen wurde am Donnerstag beim Landesgericht Linz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Laut Sanierungsplan soll unter anderem auf ein Franchisesystem - Vertrieb mit rechtlich selbstständigen Firmen - umgestellt werden.
Soweit so gut. Für Verwunderung in der Branche sorgt Dayli allerdings mit dem Ziel, die Mitarbeiter selbst zu Franchise-Partnern zu machen. Von fünf Prozent Lizenzgebühren gemessen am Filialumsatz ist im Insolvenzantrag die Rede.
Schuldenberg
Dayli-Chef Rudolf Haberleitner soll nach eigenen Angaben Geschäftsführer bleiben, das Sagen hat nun aber ohnehin Masseverwalter Rudolf Mitterlehner.
Den Gläubigern werde eine Quote von 25 Prozent angeboten, gab Dayli in einer Aussendung bekannt. Die Gesamtpassiva sollen 56,37 Millionen Euro betragen. Dayli beschäftigt in Österreich rund 3.400 Mitarbeiter, mehr als 1.000 sind es in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg. Für Italien könnte es bereits eine Lösung geben. Neben den Beschäftigten sind rund 950 Vermieter und 1.340 weitere Gläubiger betroffen.
Für die betroffenen Beschäftigten hat das Arbeitsmarktservice (AMS) eine Hotline (0800 206 447) eingerichtet, die ab Freitag 7.30 Uhr erreichbar ist. Diesen Nachrichten halten den ehemaligen Eigentümer und nunmehrigen Geschäftsführer Haberleitner nicht davon ab, schon kräftige Expansionspläne in der Öffentlichkeit zu schmieden. Er will bis zum Jahr 2016 die Zahl der Filialen von derzeit 783 auf 1.300 erhöhen, sagte er in der "ZIB2". Und er hielt fest: "Der Job geht für die Mitarbeiter weiter, für alle."
Martin Zieger übernimmt
Die TAP 09 Beteiligungs GmbH von Haberleitner trat ihre Anteile unmittelbar vor dem Antrag bei Gericht an die ICU Unternehmensberatung GmbH von Martin Zieger ab, um eine Sanierung und die Finanzierung der Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen. Zieger war zuvor Geschäftsführer von Hunkemöller, Charles Vögele und Palmers.
"Das Ziel ist, die Finanzierung des Unternehmens zu sichern und in Zusammenarbeit mit Politik und Gewerkschaft möglichst viele Arbeitsplätze und die Nahversorgung in Österreich zu sichern", sagte der neue Eigentümer. Wie viel Geld Ziegers ICU Unternehmensberatung einbringt, sagte Ex-Eigentümer Haberleitner nicht. Dass Haberleitner seine Anteile um einen Euro an Zieger abgetreten hat, wie kolportiert wird, kommentierte er nicht. "Über Preise spricht man nicht."
Mitarbeiter-Beteiligungsmodell
Geplant ist laut Sanierungsplan, das Unternehmen fortzuführen. Die Finanzierung des weiteren Betriebs soll aus den laufenden Umsätzen gedeckt werden, vorhandene Vorräte werden auf ertragsstarke Filialen transferiert.
Um die gesamte Umstrukturierung durchzuziehen, hätte dayli allein heuer 76 Millionen Euro gebraucht, so Haberleitner: "Wir haben aber keinen Kredit bekommen". Zieger werde es am "Privatkapitalmarkt" versuchen, außerdem sei ein Mitarbeiter-Beteiligungsmodell geplant, das diesen nächste Woche vorgestellt werden soll.
Einer der Gründe für die Insolvenz sei, dass Teile des Nahversorger-Konzepts nicht wie geplant umgesetzt werden konnten, hieß es. Die dadurch verursachte öffentliche Diskussion habe zur Verunsicherung von potenziellen Investoren geführt. Haberleitner hatte geplant, die Filialen auch sonntags zu öffnen, und damit eine heftige Debatte ausgelöst.
In Region verankert
Laut dem KSV-Insolvenzexperten Hans-Georg Kantner könnte ein Teil der Filialen weitergeführt werden. Der Standortberater RegioPlan hält nur rund ein Drittel der 780 Dayli-Standorte in Österreich für den Handel für interessant. "Wenn es geschlossen werden muss, ist das tatsächlich bitter für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen", sagte Kantner.
Sie warten seit Monatsende auf ihre Juni-Gehälter sowie auf ihr Urlaubsgeld. Geld aus dem Insolvenzentgeldfonds bekommen sie nicht vor einem Monat. Die Juli-Gehälter und folgende Lohnzahlungen muss das Unternehmen laut Insolvenzrecht dann aber wieder an seine Mitarbeiter auszahlen, weil trotz Konkurseröffnung die Dienstverhältnisse ganz normal weiterlaufen.
Arbeiterkammer warnt
Der oö. AK-Präsident Johann Kalliauer kritisierte indes das Management, weil es die AK nicht in die Vorbereitungen des Insolvenzverfahrens eingebunden habe. Dadurch sei ein Zeitverlust entstanden, "und das müssen die Beschäftigten ausbaden". Er riet den Betroffenen, ihr Arbeitsverhältnis nicht überstürzt zu lösen, um ihre Ansprüche zu wahren.
"Jetzt ist es wichtig, Ruhe zu bewahren", so seine Empfehlung. Er kündigte an, dass die AK gemeinsam mit den Gewerkschaften und den Masseverwaltern Informations-Versammlungen organisieren werde. Wenn die AK bei diesen Veranstaltungen eine Vollmacht erhalte, werde sie sich kostenlos um die Anmeldung und Beantragung der offenen Ansprüche bei Gericht und beim Insolvenz-Entgelt-Fonds kümmern. (APA/red, derStandard.at, 4.7.2013)