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Gesundheitsminister Stöger will den Speiseplan der Österreicher ändern.

Fotos: AP/Frank Augstein, APA/Artinger, AP/Burger King, Reuters/Thierry Roge
Grafik: STANDARD

Wien - Österreich muss abnehmen. Rund 40 Prozent der heimischen Bevölkerung haben einen Body-Mass-Index (BMI), der die 30 übersteigt. Normal ist ein Wert zwischen 18,5 und 25. Genauer ist "jeder zweite Mann, jede dritte Frau, jeder vierte Bub und jedes fünfte Mädchen übergewichtig", wie Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) am Donnerstag im Rahmen der Ernährungskonferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Wien sagte.

Auf der zweitägigen Konferenz wollen Minister und Vertreter aus 28 europäischen Ländern beraten, wie gesunde Ernährung zur Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Fettleibigkeit beitragen kann. Und wie diese etabliert werden kann. Wenn keine Maßnahmen gegen die zunehmende Fettleibigkeit in Europa gesetzt werden, fürchtet die WHO, werden 2030 in manchen europäischen Ländern 90 Prozent der Bevölkerung an Übergewicht leiden.

Maßnahmen für gesunde Ernährung

Für Österreich hat sich der Gesundheitsminister schon einiges überlegt. Ein nationaler Aktionsplan soll die Maßnahmen für gesunde Ernährung bündeln und so wirksamer machen. Bis 2015 wird beispielsweise der Salzgehalt in heimischen Backwaren um 15 Prozent reduziert. Die sogenannten versteckten Salze im Essen würden die Anfälligkeit für Übergewicht erhöhen. Außerdem will Stöger schärfere Grenzwerte für Transfette und viel Informationsmaterial für Schwangere, Kinder und Jugendliche.

Besonders die Jüngeren sind von Übergewicht betroffen. 2008 lag der Anteil der zu dicken Kinder in Österreich bei elf Prozent. Heute sind es rund 17 Prozent. Besonders Werbung für ungesundes und fettiges Essen, die sich speziell an Kinder richtet, wird dafür verantwortlich gemacht. Die "Lebensumwelt der Kinder" müsse im Auge behalten werden, so Stöger. Gemeinsam mit Unternehmen könne auch über stärkere Regulierungen in der Werbung nachgedacht werden.

Längst kommen Jugendliche aber auch über Social Media mit Werbeinhalten in Kontakt. Die zu regulieren wird sich schwierig gestalten. Petra Lehner, Vorsitzende der nationalen Ernährungskommission, glaubt, dass die wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen Fettleibigkeit von Kindern andere seien: "Man muss ihnen eine gesunde Ernährung vorleben", sagt sie.

Bildungsgrad und Übergewicht

Außerdem wäre Bildung ein ausschlaggebender Faktor. "Gerade bei Frauen hängt der Bildungsgrad eng mit dem Hang zum Übergewicht zusammen", so Lehner. Laut einer OECD-Studie ist jede vierte Frau in Österreich ohne Matura oder Lehrabschluss übergewichtig. Bei Akademikerinnen sind es bloß sieben Prozent. (Michel Mehle, DER STANDARD, 5.7.2013)